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Bayerischer Gegenpapst

Markus Drescher über Horst Seehofers Frontalangriff auf die Kanzlerin

Während sich Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag dem Integrationsgipfel der Bundesregierung widmete, hatte Horst Seehofer anderes im Sinn. Was bisher eher aus den Geschichtsbüchern der katholischen Kirche bekannt ist, hält mit Seehofer und der CSU nun offenbar auch Einzug in die bundesdeutsche Politik: die Installation eines Gegenpapstes, respektive Gegenkanzlers.

Mit dem neuerlichen Streit um die Flüchtlingspolitik, seinem demonstrativen Fernbleiben vom Integrationsgipfel und seinem gleichzeitigen Treffen mit dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz stellen der Bayer und seine CSU-Fraktion so unverhohlen wie nie die Machtfrage.

Während die Kanzlerin auf eine europäische und halbwegs humanitäre Lösung des Migrationsstreits setzt, treibt Seehofer eine völlig andere Lösung voran - im Verein mit Rechtsradikalen und Rechtspopulisten.

Kurz’ Idee von der »Achse der Willigen« Rom, Wien, Berlin (im übrigen eine interessante Wortwahl, die zumindest auf Geschichtsvergessenheit schließen lässt), für die er im deutschen Innenminister einen starken Partner wähnt, ist das genaue Gegenteil eines gesamteuropäischen Ansatzes. Für Seehofer ist sie ein weiterer Hebel, den er zielgerichtet gegen die Kanzlerin einzusetzen versuchen wird.

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