Der Tragödienstadler

Kurt Stenger über die Verhaftung des Audi-Chefs in der Dieselaffäre

Kann man sich vorstellen, dass Konzernchefs der deutschen Autoindustrie auch dann noch illegal manipulierte Dieselfahrzeuge in großen Mengen verkaufen ließen, als sie von den Betrügereien wussten und vor allem von der absehbaren Bestrafung in den USA? Glaubt man der Staatsanwaltschaft München, dann trifft das zumindest im Fall von Audi-Chef Rupert Stadler zu. Dann war es wohl die - Topmanager auszeichnende - Mischung aus Überheblichkeit und Dummheit, die Stadler dazu brachte, erst einfach weiterzumachen und sich dann mithilfe der Entlassung zweier Sündeböcke aus der Technikabteilung reinzuwaschen versuchte. Die schützenden Hände der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch sowie der Regierung schienen ihm Sicherheit genug - nun sitzt er als erster Autoboss in Untersuchungshaft.

Es ist gut, dass immerhin die Justiz die Glacéhandschuhe abgelegt hat. 20 Ermittlungsverfahren laufen, ein Ex-Audi/Porsche-Vorstand sitzt schon seit September in Haft. Natürlich ist es wichtiger, strukturelle Änderungen in der Autoindustrie durchzusetzen, sodass gesetzliche Abgasgrenzwerte nicht zum Austricksen anstacheln, als dass einzelne angeklagt werden. Doch die Automanager werden ihr kriminelles Gebaren nur dann ändern, wenn sie mit empfindlichen Strafen rechnen müssen. So bleibt zu hoffen, dass Stadlers absehbare Tragödie eine abschreckende Wirkung zeigt.

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