Selbstfahrender Flüchtling

Was muss passieren, damit Fluchtursachen verschwinden, fragt Markus Drescher

Ob die Platte einen Sprung hat? Nein, die Forderung ist einfach eine Wahrheit, die man so unbegrenzt oft wiederholen muss, wie die Bereitschaft, sie zu erfüllen, unbegrenzt niedrig ist: Fluchtursachen bekämpfen, nicht Flüchtlinge. Keine Fluchtursachen, keine Flüchtlinge - ist doch nicht so schwer zu begreifen. Das fängt bei (bewaffneten) Konflikten an, geht über den Klimawandel bis hin zur ungleichen Verteilung von Wohlstand. Man will keine Kriegsflüchtlinge haben? Beendet die Kriege. Klimaflüchtlinge gehen schon gleich gar nicht? Haltet den Klimawandel auf. Wirtschaftsflüchtlinge haben hier nichts zu suchen? Sorgt für ein gerechtes Wirtschaftssystem.

Das kann doch gar nicht klappen! Wer so antwortet, ist nicht nur völlig fantasiebefreit, es ist auch unerklärlich, woher eine solche Weisheit stammt. Denn versucht hat es schlicht und einfach noch keiner. Schlicht und einfach, weil Empathie, Gerechtigkeit und Ressourcenschonung in den bisherigen Weltordnungen nicht vorgesehen waren und, so wie es aussieht, auch absehbar nicht sein werden. Denn während dieser Planet ungebremst gegen die Wand gefahren wird und die Gattung Mensch jegliche Humanität ablegt, beschäftigt man sich lieber mit so wahnsinnig wichtigen Errungenschaften wie - dem autonomen Fahren etwa. Ein Bruchteil der Energie nicht in diesen Mumpitz gesteckt, sondern in die Lösung wenigstens eines drängenden Problems ... Autos müssten Flüchtlinge sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal