20. September soll Feiertag in Thüringen sein
Aufwertung für UN-Kindertag - 1. Juni erschien ungeeignet
Nachdem Thüringens rot-rot-grüne Regierungskoalition 2015 mit dem 8. Mai bereits einen zusätzlichen Gedenktag geschaffen hat, schickt sie sich nun mit sehr konkreten Plänen an, einen richtigen Feiertag im Freistaat einzuführen. Erstmals soll dieser arbeitsfreie Tag aktuellen Planungen zufolge am 20. September 2019 begangen werden. Dann sollen in Thüringen die Kinder gefeiert werden. Auch wenn das in den östlichen Bundesländern vielen Menschen nicht immer sofort klar ist: Auch der 20. September ist ein Kindertag - der UN-Weltkindertag.
Auf diesen Tag hat sich nach Angaben aus Linkspartei und SPD ein Arbeitskreis der rot-rot-grünen Koalition bereits geeinigt. In den nächsten Wochen soll nun ein entsprechender Gesetzesentwurf die Bündnis-Fraktionen des Thüringer Landtages erreichen. Diese werden den Plan dann ins Plenum einbringen, wo er letztlich beschlossen werden muss - nachdem er das parlamentarische Verfahren durchlaufen hat.
Überlegungen, den Thüringern einen weiteren arbeitsfreien Tag zu gönnen, gibt es in den Reihen von Rot-Rot-Grün schon länger. Auch, wie es in den Koalitionskreisen heißt, weil dessen Einführung für viele Menschen im Land wie eine staatlich verordnete Gehaltserhöhung wirke. Denn wer Monat für Monat - unabhängig von der Zahl der Arbeitstage - ein Festgehalt erhält, müsste damit in Zukunft im September für das gleiche Gehalt oder den gleichen Lohn einen Tag weniger arbeiten. Keine oder gar negative Auswirkungen hat die Sache allerdings für all jene, deren Monatsgehalt von der Zahl der Arbeitstage abhängt.
Es drängt sich die Frage auf, warum - wenn schon Kindertag - nicht der 1. Juni ausgesucht wurde, der in der DDR als Internationaler Kindertag gefeiert wurde. Die Thüringer SPD-Politikerin Birgit Pelke bestreitet vehement, dass hinter der Datumswahl eine tiefere politische Botschaft steckt - etwa ein bewusstes Abgrenzen von der DDR-Vergangenheit. »Wir hatten da keine bösartigen Vorbehalte«, sagt sie. Vielmehr seien zwei andere Gründe für die Wahl des Datums ausschlaggebend gewesen.
Zum einen, sagt Pelke, gebe es in der ersten Jahreshälfte bereits eine solche Ballung von Feiertagen, dass es unklug erscheine, noch einen weiteren hinzuzufügen. Zum anderen müsse man auch an die Kinder selbst und an ihre Kita-Erzieher sowie Lehrer denken. Letztere hätten in den vergangenen Jahrzehnten jeweils zum 1. Juni eine derart vielfältige Kindertagskultur in den Kindereinrichtungen des Freistaats etabliert, dass die Koalition diese nicht zerstören wolle, indem man den 1. Juni zum - kitafreien - Feiertag mache.
Auch die Vorsitzende der LINKE-Landtagsfraktion, Susanne Hennig-Wellsow, zeigt sich ob dieser Argumente dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen, ausgerechnet im von einer rot-rot-grünen Koalition regierten Freistaat den 20. September zum Feiertag zu machen. »Wichtig ist der zusätzliche Feiertag - und dass Familien mehr Zeit füreinander haben.« Thüringer Wirtschaft freilich hat massive Vorbehalte gegen einen weiteren Feiertag: Zu teuer, zu sehr zulasten der Unternehmen, gefährlich für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes, heißt es
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.