Bilder vom schönsten Platz der Welt

Walter Womacka malte leidenschaftlich gern in seinem Sommerhaus in Loddin auf Usedom

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 3 Min.
Oftmals spielt der Zufall Schicksal. Auch bei dem Maler und Grafiker Walter Womacka war das so. Anfang der 1960er Jahre besuchten er und seine Frau Hanni einen Freund in dessen Häuschen in dem Dörfchen Loddin auf Usedom und verbrachten dort ein paar entspannte Frühlingswochen. Das Paar genoss die Ruhe am Achterwasser - und Womacka malte, »als müsse ich gleichsam nachholen, was in den letzten Monaten liegen geblieben war«. Ein paar Monate später besuchten sie den Freund erneut und hörten von einem, der ein Grundstück mit Blick auf das Achterwasser verkaufen wolle. »Wir hatten zunächst wenig Neigung, uns mit einem Grundstück zu belasten«, erinnert sich Walter Womacka. »Doch irgendwann entschlossen wir uns doch zum Kauf - was wir nie bereut haben. Loddin ist für mich der schönste Platz auf der Welt.«

So kam es, dass Womacka und seine Frau über Jahrzehnte zu Bummlern zwischen zwei Welten wurden: Einen Teil des Jahres lebten sie in der hektischen Großstadt, wo der Maler seit 1968 auch als Rektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee arbeitete, den anderen in der ländlichen Idylle auf Usedom. »Hier konnte ich alles hinter mir lassen und abschalten«, schreibt er in seinen Erinnerungen, die 2007 unter dem Titel »Farbe bekennen« im Verlag Das Neue Berlin erschienen sind. »Wir fuhren bei jeder sich bietenden Gelegenheit hinauf, selbst für einen einzigen Tag. Das war eine gänzlich andere Welt: Landschaft, Blumen, Meer und einfache Menschen, mit denen man sich über wirklich Wichtiges austauschen konnte.«

In Loddin entstanden viele seiner bekannten Bilder, auch sein wohl berühmtestes, das jeder kennt, der in der DDR gelebt hat: »Am Strand«. Gemalt 1962 nach Skizzen, die aus Beobachtungen am Strand von Loddin entstanden. Darauf zu sehen seine Tochter Uta und sein 15 Jahre jüngerer Bruder Rüdiger. Das heute in der Galerie Neue Meister im Dresdner Albertinum hängende, wohl bekannteste Bild der DDR, wurde mehr als drei Millionen Mal reproduziert, zierte 1968 eine Briefmarke mit einer Auflage von zwölf Millionen Stück und schaffte es 2010 sogar zu einer Neuauflage im vereinten Deutschland - als Puzzle, herausgegeben vom Verlag Bild und Heimat.

Als Prof. Walter Womacka 2010, drei Monate vor seinem 85. Geburtstag, starb, hinterließ er ein gewaltiges Werk, das von Monumentalkunst, wie der inzwischen unter Denkmalschutz stehende Wandfries am Haus des Lehrers in Berlin, über Grafiken, Aquarelle, Mosaikarbeiten bis hin zu Glasfenstern reicht, die bis heute im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR oder im Treppenhaus zur Aula der Humboldt-Uni zu sehen sind.

Reproduktionen von Walter Womacka schmücken sicher noch immer viele Wohnungen zwischen Rügen und dem Erzgebirge, doch nur wenige Menschen dürften eine besitzen, die den handschriftlichen Namen des Künstlers trägt. Traurig sein muss deswegen niemand, denn wir haben noch ein paar Drucke, die Womacka kurz vor seinem Tod extra für nd-Leser signiert hat. Sie finden diese in der nebenstehenden Liste. Wenn Sie an einem der Drucke Interesse haben, sollten Sie sich allerdings beeilen, denn Sie wissen ja: Wer zuerst kommt ...

Mehr von Womackas Bildern sehen und gleichzeitig einen Urlaub in des Künstlers Wahlheimat verbringen, das ist im Strandhotel Seerose Kölpinsee möglich. Hier gibt es seit 2011 die Dauerausstellung »Uns bleiben seine Bilder«. Sie schmückt die Wände der Flure. Die Idee dazu hatte der 2007 gegründete Freundeskreis Walter Womacka e. V., zu dem der Eigentümer des Hotels, Gerd Schulz, gehört. Seit dem vergangenen Jahr ist er Vorsitzender des Vereins. Der Freundeskreis ist auch Herausgeber des Womacka-Kalenders 2019/ 2020, den Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserem nd-Shop kaufen können. Eines der zentralen Anliegen des Freundeskreises ist es, das Grundstück in Loddin zu einer Walter-Womacka-Künstler-Begegnungsstätte zu machen. Bereits jetzt finden dort, wo der Maler über viele Jahrzehnte lebte und arbeitete, alljährlich im April dreitägige öffentliche Veranstaltungen statt. 2019 werden sich die Türen zu Womackas liebstem Ort vom 26. bis 28. April öffnen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal