Wohnungen statt Gewerbe in Marzahn

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war ein erbitterter Streit. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) wollte keinesfalls Teile der ehemaligen Flächen des Knorr-Bremse-Werks unweit des S-Bahnhofs Marzahn für den Wohnungsbau umwidmen lassen, wie es Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) plante. Am Mittwoch machte ein Gespräch beim Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) frei für einen Kompromiss. Dieser sieht vor, dass die Pläne zur Entwicklung eines gemischten Quartiers aus studentischem Wohnen, Werkswohnungen und gemischtem Wohnen sowie Gewerbe weiterverfolgt werden, sofern dem keine gutachterlichen Gründe wie Lärm und Verkehr entgegenstehen, teilte die Stadtentwicklungsverwaltung am Donnerstag mit. Der Senat wird am kommenden Dienstag über eine entsprechende Vorlage entscheiden.

»Bei diesem Grundstück gibt es gute Gründe für beide Bedarfe, Gewerbe und Wohnungsbau«, räumte dann auch die Wirtschaftssenatorin nach dem Gespräch ein. Auch Wohn-Staatssekretär Sebastian Scheel (LINKE), der die Senatorin urlaubsbedingt vertreten hatte, ist zufrieden. »Aufgrund der zunehmenden Flächenkonkurrenz in der Stadt stehen wir auch künftig vor der Herausforderung, kluge städtebauliche Konzepte zu entwickeln«, sagte Scheel. 1000 Wohnungen wird die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE zusammen mit dem Investor Laborgh entwickeln, entsprechend den Vorgaben zur Hälfte preisgebunden.

»Bei Knorr-Bremse ist es zu einer befriedigenden Lösung gekommen«, sagt auch Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), der vor allem kommunale und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen vertritt. »Doch in Berlin entstehen immer noch zu wenig bezahlbare Mietwohnungen«, beklagt sie bei der Jahrespressekonferenz des Verbands am Donnerstag. Knapp 3800 Wohnungen hätten die Mitgliedsunternehmen 2017 in Berlin fertiggestellt, rund 800 weniger als eigentlich geplant. »Die Lücke zwischen geplanten und realisierten Investitionen wird immer größer«, beklagt sie. Zum wiederholten Male prangert sie die verstärkte Beteiligung von Bürgern an Bauporjekten an, die von Grünen und LINKEN forciert würde. »Das verzögert«, so Kern.

Für das »schlechte Wachstumsklima« macht sie vor allem die in vielen Teilen schlecht funktionierende Verwaltung verantwortlich. »Wenn sie keine Termine im Standesamt bekommen, im Stau stehen, oder in chronisch überlasteten öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, schürt das Wachstumsskepsis«, sagt Kern. Die Menschen müssten merken, dass die Stadt wieder funktioniert, um diesen »Teufelskreis zu durchbrechen«. Wichtig sei dafür die Digitalisierung der Verwaltung.

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