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Stadtbewegung wachgeküsst
MEINE SICHT: Nicolas Šustr über den Bürgerentscheid zu Mediaspree
Vor zehn Jahren sagten die Friedrichshain-Kreuzberger »Nein« zu der investorenfreundlichen Planung der SPD-Betonfraktion. Vorausgegangen war dem eine intensive Debatte darüber, wie sich die Bewohner ihre Stadt der Zukunft wünschen. Die konkreten Ergebnisse auf dem Areal sind leider mehr als dürftig, denn einst gegebene Zusagen wollte der Senat nicht zurücknehmen. Inzwischen nähern sich die einstigen Investorenträume ihrer Vollendung. Shopping-Center, ein von Konzernen bespieltes Vergnügungsviertel, die Zentrale des Online-Modehändlers Zalando, kurzum ein zweiter Potsdamer Platz in all seiner Sterilität wird im Herbst eröffnet. Mercedes-Benz ist jetzt schon da.
Trotz der praktisch nicht erfolgten Umsetzung des Bürgerbegehrens war es ein stadtpolitisch wichtiges Ereignis gewesen. Es brauchte fast ein weiteres Jahrzehnt, bis die damals erhobenen Forderungen langsam und immer noch vollkommen unzureichend in die Senatspolitik einzufließen begannen. Die SPD ist den Posten los, die Truppe um deren Ex-Stadtentwicklungssenator Peter Strieder tobt immer noch, wenn sie zwischen ihren ganzen Investorenlobby-Terminen Zeit dafür finden. »Luxus ja, aber nur für alle«, war eine der Forderungen der Mediaspree-Aktivisten. Das sollte Rot-Rot-Grün sich auf die Fahnen schreiben.
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