Flüchtlinge: Drei Wochen in Ankunftshalle

  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der Registrierung von Asylsuchenden durch das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) gibt es offenbar wieder Probleme. In einer am Sonntag verbreiteten gemeinsamen Erklärung beschreiben 19 Organisationen die Situation in der Unterkunft des sogenannten Ankunftszentrum im Tempelhofer Hangar 2 als menschenunwürdig. Sie fordern die sofortige Schließung. Asylsuchende sollten von Anfang an in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften »mit regulären baulichen Standards« untergebracht werden. Zu den Unterzeichnern gehören neben mehreren Willkommensinitiativen und Beratungsstellen unter anderem der Flüchtlingsrat Berlin und der Verein Asyl in der Kirche.

Neu in Berlin angekommene Geflüchtete müssten anstatt drei Tagen bis zu drei Wochen im Hangar verbringen, heißt es in der Erklärung. Grund seien Personal- und Softwareprobleme beim LAF. Die Asylsuchenden erhielten erst nach dem »alles entscheidenden« Interview beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eine reguläre Unterkunft. Bis dahin bekämen die Asylsuchenden weder das ihnen nach dem Gesetz sofort auszustellende Ausweisdokument (»Ankunftsnachweis«), noch Sozialleistungen wie etwa einen Barbetrag zum persönlichen Bedarf oder einen vorläufigen Krankenversicherungsnachweis.

Seit Ende Mai seien bis zu 600 Menschen in den ehemaligen Flugzeuggaragen im Hangar 2 untergebracht. Sie lebten dort ohne jede Privatsphäre in nach oben offenen, beengten Schlafkabinen mit zwei Quadratmetern pro Person. Im Vergleich dazu: Seit Eröffnung der Notunterkunft des Ankunftszentrums im September 2016 seien im Schnitt höchstens 100 Personen für eine Dauer von jeweils drei bis fünf Werktagen im Hangar untergebracht gewesen.

Dem »nd« sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Integration, derzeit blieben 44 Prozent der Ankommenden im Ankunftszentrum. Tatsächlich habe es urlaubs- und krankheitsbedingt und durch wieder gestiegene Ankunftszahlen einen Stau bei der Registrierung gegeben. Dieser sei aber schon wieder reduziert worden. Aktuell seien 425 Menschen im Hangar untergebracht.

Die Senatsverwaltung bestätigte das Vorhaben, das Ankunftszentrum in Tempelhof schließen zu wollen. »Nach einem Ersatzstandort wird seitens unserer Verwaltung seit längerem gesucht. Bislang ist aber noch kein geeigneter Standort gefunden worden. Daher geht die Suche weiter.« epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -