Nahmen Ermittler Mord im Rockermilieu in Kauf?
Haben Ermittler den Tod eines Mannes in Kauf genommen, um anschließend gegen das Rockermilieu vorzugehen? Diese Möglichkeit hat eine Schwurgerichtskammer geäußert, wie Gerichtssprecher Raphael Neef am Sonntag bestätigte. Es geht um einen Mann, der im Januar 2014 in einem Wettbüro erschossen worden war. Seit vier Jahren läuft der Prozess. Das Landeskriminalamt (LKA) habe Kenntnis gehabt, dass so etwas passieren könne, aber womöglich »bewusst und unter billigender Inkaufnahme« keine ausreichenden Gegenmaßnahmen ergriffen, erklärte Neef zu dem rechtlichen Hinweis, den der Vorsitzende Richter Thomas Groß vergangene Woche gegeben hatte. Die Zeitungen »Bild« und »B.Z.« hatten zuvor darüber berichtet. Die Tat war aus Sicht der Staatsanwaltschaft die Rache für eine Schlägerei einige Monate zuvor, bei der ein Hells-Angels-Rocker verletzt worden sei. Die Polizei hatte bereits vor vier Jahren eine interne Ermittlung wegen des Mordes eingeleitet. Sie wollte damals klären, warum das spätere Opfer im November 2013 nicht gewarnt worden war. Die Gefährdungslage sei falsch eingeschätzt worden, hieß es damals. Die zuständige leitende Ermittlerin wurde versetzt. »Die Schwere der Vorwürfe des Gerichtes hat uns als Polizei Berlin schwer getroffen«, teilte die Polizei nun auf Anfrage mit. »Über die Einleitung eines Strafverfahrens wird die Staatsanwaltschaft entscheiden«, heißt es in der Stellungnahme der Polizei. dpa/nd
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