Reise in die Vergangenheit

Stefan Otto fragt sich, was eine neuerliche Wehrpflicht soll

Die Gründe für eine Abschaffung der Wehrpflicht vor sieben Jahren waren stichhaltig. Der Bundeswehr halfen die vielen Jugendlichen in Uniform nicht weiter. Es war eher ein symbolischer Dienst an der Waffe. Um ihre Aufgaben wahrzunehmen, braucht die Bundeswehr eine handlungsfähige Berufsarmee, da waren sich alle Wehrexperten einig.

Die jetzt aufgekommene Diskussion über eine Rückkehr zur Wehrpflicht erscheint daher ein wenig seltsam. Ein solcher Zwangsdienst solle den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, sagt etwa Carsten Linnemann. Wie das geschehen soll, erschließt sich aber nicht. Die Forderung ist wohl eher dem Rechtsruck in der Gesellschaft geschuldet, und CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer versucht, ein Wahlkampfthema für die nächste Bundestagswahl aufzubauen.

Wenn nun aber der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bereitwillig auf den Unionszug aufspringt und meint, ein entsprechender Ersatzdienst sei nicht »grundsätzlich falsch«, weil mit der Abschaffung der Wehrpflicht auch der Zivildienst weggefallen sei und vielen sozialen Einrichtungen seitdem diese Kräfte fehlten - dann ist das dreist. Zivildienstleistende wurden seit jeher als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Die sozialen Träger sollten reguläre Stellen schaffen. Damals wie heute.

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