Cottbus scheitert erst im Elfmeterschießen
Der Lausitzer Drittligist bringt den SC Freiburg an den Rand einer Niederlage
Eine halbe Stunde nach dem Pokalthriller war Freiburgs Torgarant Nils Petersen plötzlich als Seelentröster gefragt. In der Mixed-Zone traf der Rückkehrer auf den Cottbuser Trainer Pele Wollitz, dem das Entsetzen nach dem 3:5 im Elfmeterschießen (2:2 nach Verlängerung) noch ins Gesicht geschrieben stand. Bereits im letzten Jahr war Cottbus in der ersten Runde im Elfmeterschießen gescheitert, damals am VfB Stuttgart.
»Das Spiel gegen Stuttgart habe ich relativ schnell verarbeitet. Das Ding heute zehrt an mir, weil wir eine Belohnung verdient hätten«, sagte ein völlig niedergeschlagener Wollitz. Der Drittligist hatte in der Tat famos gekämpft und in der Verlängerung zum 2:2 ausgeglichen, ehe der Fehlschuss von Tim Kruse in der Elfmeterlotterie den erneuten K.o. einleitete.
»Für Cottbus ist das jetzt bitter«, meinte ein mitfühlender Petersen, der von 2009 bis 2011 selbst für die Lausitzer unter Wollitz gespielt hatte. Im Anschluss war der Stürmer zu Bayern München gewechselt, ehe er am Montag als gestandener Bundesligaspieler zurückgekehrt war. »Man muss ihnen Respekt zollen, sie haben nie aufgegeben«, sagte Petersen über die Spieler seines Ex-Klubs.
Dem Nationalspieler war anzumerken, dass er noch immer an Cottbus hängt. »Ich habe die Zeit hier sehr genossen, hatte das alte Hotelzimmer wie früher. Ich komme immer wieder gerne nach Cottbus«, verriet der Torjäger, der nach der Auslosung mehrfach mit Wollitz Nachrichten ausgetauscht hatte: »Wir haben uns beide auf diesen Tag gefreut.«
Vielleicht auch deshalb zeigte der Stürmer ungeahnte Schwächen im Abschluss. Einen Strafstoß in der Verlängerung verschoss Petersen zunächst, ehe er per Flugkopfball dann doch noch zum 2:1 nachsetzte. »Ich versuche den Elfer immer so zu platzieren, dass auch ein Nachschuss möglich ist«, so der Freiburger.
Dass er auf den Tag genau zwei Jahre zuvor im Endspiel des Olympischen Fußballturniers in Rio den entscheidenden Elfmeter gegen Brasilien verschossen hatte, sei ihm dabei nicht durch den Kopf geschwirrt. »Daran habe ich gar nicht gedacht«, verriet Petersen.
Beim zweiten Schuss vom Punkt lief es dann auch besser, obwohl sich hinter dem Tor die stimmungsvolle Cottbuser Nordwand erhob. »Ich war ja der Erste, deshalb konnte ich noch nicht so viel anrichten«, sagte Petersen zum Elfmeterschießen, das der Bundesligist am Ende für sich entscheiden konnte.
Das dramatische Duell machte auch deutlich, wie weit der SC Freiburg noch von seiner Bestform entfernt ist, obwohl am Samstag mit dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr) die neue Saison in der Bundesliga beginnt. »Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Cottbus hätte auch gewinnen können«, merkte Freiburgs Trainer Christian Streich an, während Petersen den Abend für den SC auf den Punkt brachte: »Wir haben noch viel Arbeit vor uns.« SID/nd
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