- Politik
- Rechter Hass in Chemnitz
Polizei bestätigt: Kein sexueller Übergriff
Die Meldung, dass ein Mann sterben musste, weil er eine Frau vor sexueller Belästigung geschützt hat, ist nun offizielle Fake News
Chemnitz. Den tödlichen Messerstichen am Rande des Chemnitzer Stadtfestes ist kein sexueller Übergriff auf eine Frau vorausgegangen. Das sagte Landespolizeipräsident Jürgen Georgie am Dienstag.
Im Internet hatten entsprechende Gerüchte die Stimmung in Chemnitz angeheizt, befeuert auch von Medien wie »Bild« und dem Onlinenachrichtenportal Tag24.de. Schon am Sonntag hatte die Polizei diesen Tathergang nicht bestätigen können, dennoch verbreitete sich das Gerücht weiter. Zeitweise war sogar von einem zweiten Toten die Rede. Dies wurde allerdings bereits am Montag von der Polizei als unwahr eingeordnet.
Der Tathergang am Sonntag stellt sich derzeit laut Georgies für die Polizei wie folgt dar: Es habe einen Streit zwischen zwei Männergruppen gegeben, in dessen Verlauf schließlich Messer eingesetzt worden seien. Ein 35-Jähriger starb, zwei weitere Männer wurden schwer verletzt. Als Tatverdächtige wurden am Montag ein Iraker und ein Syrer in U-Haft genommen.
Der Tot des 35-Jährigen wurde am Sonntag und am Montag von Rechten instrumentalisiert, um Stimmung gegen Migrant*innen zu machen. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen am Montag wurden 18 Demonstrant*innen und zwei Beamt*innen verletzt. Das gab die Polizei am Dienstag in ihrer Einsatzbilanz bekannt. 43 Anzeigen seien zudem unter anderem wegen Körperverletzung (11), Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (10), Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz (3) und Landfriedensbruchs (2) gestellt worden. Zuvor waren bereits am Montag mindestens vier Menschen von einem wütendem Mob attackiert worden, darunter auch Minderjährige. dpa/nd
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