Juso-Chef fordert Rauswurf Sarrazins aus der SPD

Kühnert: Er hat mit den Grundwerten der Partei schon lange nichts mehr zu tun / Islamwissenschaftler Rohe: Neues Buch sei voll von Angstmache und »Dilettantismus«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert fordert ein neues Parteiausschlussverfahren der SPD gegen den Publizisten Thilo Sarrazin wegen dessen ausländer- und islamfeindlichen Thesen. »Die Jusos sind klar für einen neuen Versuch, Sarrazin rauszuwerfen«, sagte der Chef der SPD-Nachwuchsorganisation der »Rhein-Neckar-Zeitung« (Donnerstag). »Herr Sarrazin hat mit den Grundwerten der SPD schon lange nichts mehr zu tun.«

Der frühere Berliner Finanzsenator stellt an diesem Donnerstag sein neues Buch vor, in dem er vor einer »feindlichen Übernahme« Deutschlands durch den Islam warnt. Der Wille in der gesamten SPD sei »groß, nach der Veröffentlichung des Buches einen neuen Anlauf für ein Parteiausschlussverfahren zu nehmen«, sagte Kühnert. Mit zwei Anläufen war die SPD allerdings schon gescheitert.

Der Islamwissenschaftler Mathias Rohe hält indes die Kernthese in Sarrazins neuen Islam-Buch von einer drohenden »feindlichen Übernahme« durch strenggläubige Muslime in Deutschland für nicht haltbar. Sarrazin gehe fälschlicherweise davon aus, dass muslimische Zuwanderer ihre Einstellungen nicht veränderten, »dass sie sich gar nicht auf die deutsche Gesellschaft einlassen«, sagte Rohe der Deutschen Presse-Agentur.

Eine breit angelegte Untersuchung habe jedoch beispielsweise ergeben, dass die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften unter Türken in der Türkei höher sei als unter türkischstämmigen Migranten in Deutschland. Sarrazins Prognosen zum künftigen Anteil der Muslime an der Bevölkerung ignorierten, dass die Geburtenrate muslimischer Zuwanderer durch Zugang zum Bildungssystem in den Folgegenerationen sinke.

Das Buch sei auf »Angstmache« angelegt. Die Einschätzungen zum Islam zeugten von einem für Sarrazin üblichen »Dilettantismus«. Sarrazin wirft Rohe in seinem Buch vor, er verschleiere und verharmlose »Missstände im deutschen Islam«. Agenturen/nd

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.