CO 2 -Anstieg mit Nebenwirkung

Studie: Kohlendioxid entzieht Getreide wichtige Nährstoffe wie Eiweiß und Zink. Von Marlowe Hood

  • Lesedauer: 2 Min.

Wichtigen Getreidearten könnten durch einen Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Luft wesentliche Nährstoffe entzogen werden. Dies könne langfristig zu Mangelerscheinungen bei Menschen führen, schreiben Matthew R. Smith und Samuel S. Myers von der Harvard University (USA) im Fachblatt »Nature Climate Change« (DOI: 10.1038/s41558-018-0253-3). Demnach könnten Weizen, Reis und Mais bis zum Jahr 2050 bis zu 17 Prozent weniger Eisen, Zink und Eiweiß enthalten.

Das sei vor allem für Menschen in Afrika, Südostasien und dem Nahen Osten, aber auch in Indien und China wegen der dortigen Essgewohnheiten gefährlich, sagte Smith. »Und zwar zusätzlich zu den Milliarden Menschen, die bereits an Mängeln leiden und deren Situation sich verschlimmern könnte«, fügte er hinzu.

Die beiden US-Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie den Einfluss des Treibhausgasausstoßes auf den Stoffwechsel von 225 unterschiedlichen Pflanzen in 151 Ländern. Derzeit liegt die Kohlendioxid-Konzentration weltweit bei knapp über 440 ppm. Bleibt die Emission von Treibhausgasen auf dem aktuellen Niveau, wird die CO2-Konzentration in der Atmosphäre bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 550 ppm steigen.

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass zwei Prozent der Bevölkerung und damit 175 Millionen Menschen Zinkmangel entwickeln könnten - davon alleine 50 Millionen in Indien. Laut Smith ist das besonders für Kinder riskant, weil ihr Immunsystem beeinträchtigt wird. Zudem könnten 122 Millionen Menschen zu wenig Eiweiß aufnehmen. Mehr als eine Milliarde Menschen könnten darüber hinaus weniger Eisen erhalten, was zu Blutarmut führen kann.

Eiweiß sowie Zink und Eisen sind essenziell für Wachstum und Entwicklung. Bei ihrer Aufnahme spielen pflanzliche Nahrungsmittel eine zentrale Rolle. Dabei tragen Weizen, Reis und Mais »weltweit zu etwa zwei Drittel der Eiweiß-, Zink- und Eisenzufuhr« bei. Weizen und Reis reagierten aber besonders empfindlich auf einen Anstieg der CO2-Konzentration in der Luft, erklärte Smith. Auf Mais wirke sich ein Anstieg weniger stark aus.

Da vor allem ärmere Menschen sich vorwiegend von Getreide ernährten, seien diese stärker von einem Rückgang der Nährstoffe betroffen. Reichere Menschen könnten den Nährstoffmangel durch den Verzehr von Fleisch ausgleichen. Nahrungsergänzungsmittel seien aber »keine brauchbare langfristige Lösung«.

»Die Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen - wie wir unsere Häuser heizen, was wir essen, wie wir uns fortbewegen, was wir kaufen - machen unsere Lebensmittel weniger nährreich«, warnt Myers. AFP/nd

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