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Ausgebildet und mit Perspektive
Jérôme Lombard will das Image der beruflichen Bildung stärken
In den vergangenen Jahren ist die Lehrstellenlücke bei den ausbildenden Betrieben in der Hauptstadt kontinuierlich kleiner geworden. Das ist zunächst mal eine erfreuliche Nachricht. Nichtsdestotrotz sind zum Start des neuen Ausbildungsjahrs noch immer über 5500 Lehrstellen unbesetzt.
Der Mangel an Lehrlingen und damit an zukünftigen Fachkräften ist für das Handwerk in Berlin und bundesweit die zentrale Herausforderung. Das Kernproblem: Das Verhältnis von beruflicher und akademischer Bildung ist aus dem Lot geraten. Das verdeutlicht ein Blick auf die technischen Berufsfelder.
In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) fehlen Prognosen zufolge bis 2020 bis zu 1,4 Millionen Qualifizierte - aber nur etwa 150 000 Akademiker. Während auf der einen Seite die Lehrstellen unbesetzt bleiben, strömen mehr junge Menschen denn je an die Universitäten und Hochschulen. Die Folge des »Akademisierungstrends«: Die Zahl der Studienabbrecher steigt.
Der international viel beachtete duale berufliche Ausbildungsweg hat in Deutschland an Rückhalt verloren. Durch Politik und Medien wird vielfach suggeriert, dass man nur mit einem Hochschulstudium ein erfolgreiches Leben führen könne. Bildungspolitiker müssen dem die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung entgegenhalten und sich für eine gute Ausstattung der Berufsschulen einsetzen.
Beratungs- und Informationsangebote für Abiturienten und Studierende müssen ausgebaut werden. Die ausbildenden Unternehmen müssen ihrerseits dafür sorgen, dass die Qualitätsstandards für die Lehre eingehalten werden. Wenn ausbildungsfremde Tätigkeiten und Überstunden Teil der Ausbildung sind, gehen Interessierte verloren.
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