Werbung

Explosive Fischerei

Dynamitfischer zerstören in Libyen Fischgründe

  • Rim Taher
  • Lesedauer: 3 Min.

Hajtham Ali ist frisch verheiratet und wohnt in einem Vorort von Tripolis ganz nah am Strand. »Meine Frau und ich genießen den morgendlichen Frieden und die Ruhe in unserem Garten am Meer«, sagt der Lehrer. »Aber dann hören wir die Explosionen, schon um sieben Uhr in der Früh. Und die erinnern uns daran, was alles falsch läuft in diesem Land.«

Das Geräusch explodierender Sprengsätze kennen die Menschen in Libyen nur zu gut aus den Bürgerkriegen der vergangenen Jahre. Doch der Lärm, der die Menschen an der Küste aus dem Schlaf reißt, stammt nicht von Kämpfen. Fischer benutzen Dynamit, um ihren Fang zu maximieren. Mit verheerenden Folgen für die Umwelt.

Die Dynamitfischerei floriert seit dem Aufstand 2011. Libyen wurde mit Waffen und Sprengstoff überschwemmt. Offiziell ist das Fischen mit Sprengstoff - wie in fast allen anderen Ländern auch - in Libyen verboten. Doch niemand geht gegen die Fischer vor. Einige von ihnen stellen sogar Videos ins Netz, auf denen zu sehen ist, wie das Meerwasser hoch in die Luft spritzt und danach Dutzende tote oder betäubte Fische auf der Wasseroberfläche schwimmen. »Wir hören die Explosionen, aber niemand kann etwas dagegen tun«, sagt Bannur Abu Kahal, der Chef der Fischereibehörde in Garabulli östlich der Hauptstadt Tripolis.

Meeresbiologen, Fischer, Fischhändler und auch Geistliche haben versucht, über den immensen Schaden durch das Dynamitfischen aufzuklären - ohne Erfolg. Diese Art zu fischen »verringert den Fischbestand im Meer«, sagt der Mochtar, ein Fischhändler im Zentrum von Tripolis. »Diese Praxis ist auch ungesund für die Verbraucher.«

Der Sprengstoff »tötet den Fisch, den Fischrogen, die Larven und die Wasserpflanzen«, sagt Fathi al-Zajtuni, der seine Fische ausschließlich mit Netzen fängt. Gefährlich sind die meist selbst gebastelten Sprengsätze auch für die Fischer selbst. Medien berichten immer wieder von Toten und Verletzten.

Abdelrasag el Bahri ist früher jede Nacht zum Fischen aufs Meer gefahren. An diesem schwülwarmen Abend im August sitzt der 72-Jährige am Hafen von Tripolis und zählt die wenigen Boote, die zum Sardinenfangen hinaus fahren. Die traditionelle Fischerei in Libyen sei immer das Geschäft von Ägyptern und Tunesiern gewesen, doch die seien inzwischen alle aus dem Land geflohen, sagt er. Nur wenige Libyer wollten diese Arbeit übernehmen.

»Aber solange es noch ehrliche Fischer gibt, die das Handwerk respektieren und in der Stille der Nacht ein paar Fische fangen, gibt es noch Hoffnung«, sagt der alte Mann und blickt aufs Meer. AFP/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal