Drohung an die Opposition

Aert van Riel über den Besuch von Erdoğan in Deutschland

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei seinem Besuch in Berlin hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan eigentlich selbst die besten Argumente dafür geliefert, warum er kein Partner der Bundesregierung sein sollte. Bereits vor seiner Ankunft hatte die Regierung in Ankara von Berlin die Auslieferung von Menschen gefordert, die in der Türkei unter »Terrorverdacht« stehen. In dem Land reicht schon eine kritische Berichterstattung über die Herrschenden aus, um diesen Stempel aufgedrückt zu bekommen. So soll der nicht nur in Berufskreisen geschätzte türkische Journalist Can Dündar, der im deutschen Exil lebt, laut Erdoğan ein »Agent« sein, der »Staatsgeheimnisse verraten hat«. Bizarrer geht es nicht.

Die Bundesregierung wird Dündar sicherlich nicht ausliefern. Es ist aber erschreckend, dass Kanzlerin Angela Merkel dem türkischen Staatschef zugesagt hat, mit ihm gemeinsam den »Terrorismus« bekämpfen zu wollen. Darunter werden auch linke kurdische und türkische Oppositionelle leiden, die sich in der Bundesrepublik aufhalten. Die Kanzlerin meint offensichtlich, dass der mit harter Hand regierende Erdoğan in der Krisenregion wenigstens für etwas Stabilität sorgt. Doch damit liegt sie falsch. Die Türkei hat einen völkerrechtswidrigen Angriff auf kurdische Gebiete in Syrien verübt und unterstützt dort islamistische Milizen. Die Bundesregierung macht sich an diesen Verbrechen mitschuldig, wenn sie Erdoğan und sein Regime weiterhin hofiert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal