Weibliches Schreiben
Frauenliteraturgeschichte ist eine schwierige Kategorie. Als Hiltrud Gnüg und Renate Möhrmann den Band »Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart« 1985 erstmals herausgaben, haben sie ein neues Forschungsfeld abgesteckt. Viel ist seither passiert. Unbekannte Autorinnen wurden entdeckt, ihre Werke publiziert und interpretiert. Es werden mittlerweile nicht mehr nur die Weiblichkeitsimaginationen der Autoren einer kritischen Relektüre unterzogen, sondern es werden auch die Entwürfe des Männlichen untersucht und vor allem wird die Relationalität von Geschlechterkonstrukten herausgearbeitet.
Carola Hilmes
Aus dem Vorwort zum Band »Schriftstellerinnen I«, der dem Lebenswerk von fünf bedeutenden deutschsprachigen Autorinnen gilt: den gesellschaftskritischen, feministisch engagierten Romanen und Theatertexten von Elfriede Jelinek, den Gedichten von Ulla Hahn, die den Traditionen der Klassik und Romantik verpflichtet sind, den Reiseerzählungen und fiktiven Porträts von Felicitas Hoppe, den experimentellen Gedichten und Geschichten von Yoko Tawada. Barbara Honigmann forscht deutsch-jüdischer Identität nach. Ulrike Draesner problematisiert Geschlechterrollen und die Möglichkeiten der Literatur.
Frauenliteratur? Für Herausgeberin Carola Hilmes ein prekärer Begriff. »Aus der allgemein gültigen (männlich dominierten) Literaturgeschichte wird ein eigener Bereich besonders herausgenommen, was eine Abwertung impliziert.« (Edition Text +Kritik, 183 S., br., 18 €).
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.