- Kommentare
- Wahl in Brasilien
Mit einem Bein im Abgrund
Niklas Franzen über die Präsidentschaftswahl in Brasilien
Nur knapp ist Brasilien an der Katastrophe vorbeigeschrammt. Vorerst zumindest. Dass allerdings 46 Prozent der Brasilianer für den offen rassistischen, frauenverachtenden und anti-demokratischen Jair Bolsonaro gestimmt haben, zeugt vom unfassbaren Absturz des größten Staates Lateinamerikas. Der faschistische Präsidentschaftskandidat tritt nun mit breiter Brust in der Stichwahl gegen den Kandidaten der sozialdemokratischen Arbeiterpartei PT, Fernando Haddad, an.
Für Brasilien stehen bis zur Stichwahl drei heiße Wochen bevor. Die Linke und alle demokratischen Kräfte müssen alles tun, um die heraufziehende Tragödie doch noch irgendwie abzuwenden. Nur wenn sich auch die bürgerlichen Kräfte gegen Bolsonaro stellen, wird sich seine Präsidentschaft verhindern lassen. Allerdings: Immer mehr Wirtschaftsvertreter, konservative Parteien und Massenmedien unterstützen den ultrarechten Scharfmacher. Das Militär und die mächtigen evangelikalen Kirchen stehen sowieso geschlossen auf seiner Seite.
Sollte der ehemalige Fallschirmjäger, der unlängst angekündigt hat, politische Gegner zu erschießen, wirklich Präsident werden, wird dies die politischen Koordinaten Brasiliens nachhaltig verschieben. Mehr noch: Aus Bolsonaros Hass und Gewaltfantasien könnte Wirklichkeit werden. Brasilien droht der Rückfall in dunkle Zeiten.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.