Das Wunder von Bad Iburg

Niedersachsens Gartenschau verzeichnet Besucherplus

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Ohne Furcht vor roten Zahlen konnten die Macherinnen und Macher der niedersächsischen Landesgartenschau in Bad Iburg nach 180 Tagen die Tore zum 29 Hektar großen Veranstaltungsgelände schließen, denn: Mit 500 000 Besuchern hatte man in der 12 000-Einwohner-Stadt im Kreis Osnabrück gerechnet, es wurden jedoch knapp 587 000, wie Landrat Michael Lübbersmann am letzten Tag des Events verkündete.

Für die finanzielle Bilanz bedeutet das eine schwarze Null, und die vorsorglich von der Stadt für ein mögliches Defizit einkalkulierten 200 000 Euro müssen nicht angetastet werden. Gibt es dennoch Verlierer bei der im April eröffneten Schau? Ja, vermutlich die CDU.

Vor drei Jahren hatte die CDU-geführte Mehrheit im Stadtrat die Ausrichtung der für 2015 geplanten Gartenschau abgelehnt. Aus Furcht vor hohen finanziellen Belastungen der Kommune infolge der Schau, hieß es. Diese Entscheidung erboste jedoch so viele Menschen in Bad Iburg, dass sie per Bürgerentscheid durchsetzten: »Die Landesgartenschau 2018 kommt zu uns!« Die Christdemokraten, die zuvor mit 50,3 Prozent der Wählerstimmen ins Stadtparlament eingezogen waren, stürzten bei der Kommunalwahl im September 2016 ab auf nur noch 17,3 Prozent. Das Politikjournal »Rundblick« wertete dies als Reaktion auf das Nein zur Gartenschau. Gewinner der Ratswahl wurde seinerzeit die FDP. Sie hatte sich stets für die Veranstaltung ausgesprochen.

Dass sich die Schau trotz der langen Hitzeperiode eines solch hohen Zustroms erfreute, mag verwundern beim Blick auf Zahlen aus anderen Bundesländern. So etwa aus Würzburg. Schon 40 Tage vor Ende der Landesgartenschau dort stand laut Bayerischem Rundfunk fest, »dass die Zahl von 950 000 kalkulierten Besuchern nicht erreicht werden kann«. Ein Millionenverlust drohe. Auch in Sachsen-Anhalt, in Burg, blieb die Zahl der Gartenschau-Gäste weit unter den Erwartungen.

Ein großes Plus für Bad Iburg sei der »Waldkurpark« auf dem Event-Areal gewesen, sagt Gartenschau-Sprecherin Imma Schmidt. Dort gab es für die Besucherinnen und Besucher an den heißen Tagen willkommenen Schatten, und den spendeten auch die vielen Bäume auf dem Schaugelände außerhalb des Waldgebiets. Darüber hinaus hätten die Wasserflächen in der Nähe, zusammen immerhin 2,7 Hektar, eine leichte Abkühlung beschert. »Hitzedellen« in der Besucherbilanz habe es aber durchaus gegeben, sagt Schmidt. Wären die Thermometer auf dem »normalen« Sommerlevel geblieben, hätte man zum Abschluss vermutlich noch erheblich mehr Interessierte bilanzieren können, so die Sprecherin gegenüber »nd«.

Und was rät sie den Ausrichtern künftiger Gartenschauen? Klar, viele Blumen sind ein Muss, aber ganz wichtig für den Erfolg sei eine zugkräftige Attraktion. In Bad Iburg war es unbestritten der Baumwipfelpfad, bis zu 32 Meter hoch und 439 Meter lang. Er habe mit dazu beigetragen, dass sich auch viele junge Menschen zu einem Besuch entschlossen. Der Pfad, wie auch andere Elemente der Schau, bleiben für die Zukunft erhalten. Niedersachsens nächste Landesgartenschau wird 2022 in Bad Gandersheim ausgerichtet.

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