• Politik
  • Erdogan-Anhänger in Duisburg

Demonstration gegen Bananen und »Lügenpresse«

Am Samstag demonstrierten Erdogan-Anhänger in Duisburg. Grund für ihre Demonstration ist ein Kunstwerk, das den türkischen Präsidenten zeigt.

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die Banane muss weg!«, ruft Levent Önder den Demonstranten zu, die seinem Aufruf gefolgt sind. Mit Türkei-Fahnen, immer wieder den Gruß der Grauen Wölfe zeigend, sind sie vor die Cubus-Kunsthalle in Duisburg gezogen. Der Grund für ihre Demonstration ist eine Ausstellung des Künstlers Thomas Baumgärtel. Seit dem 5. Oktober zeigt der »Bananensprayer« seine politischen Arbeiten in dem kleinen Pavillon. In Anlehnung an Andy Warhols »Velvet-Underground-Banane« hat Baumgärtel die Banane zu seinem Hauptmotiv gemacht. In seinen politischen Arbeiten zeigt er Kim-Jong-Un auf einer Atom-Banane reitend, eine Hakenkreuz-Banane oder Donald Trump mit Affengesicht und Banane im Mund. Und dann ist da noch das Bild von Recep Tayyip Erdogan. Gebückt steht der türkische Präsident da, eine Banane im Hintern. Das Bild entstand aus Solidarität mit Jan Böhmermann, als dieser wegen seines Schmähgedichts kritisiert und strafrechtlich verfolgt wurde.

»Kunst ist nur dann Kunst, wenn sie nicht beleidigend ist. Mit diesem Bild hat der 'Bananensprayer' eine rote Linie überschritten. Es ist pervers, es ist abartig und volksverhetzend. Das muss aufhören«, heißt es im Demo-Aufruf der Erdogan-Fans. Sie beklagen, das Bild schüre Rassismus. Es ginge nicht um Erdogan, der türkische Staatschef repräsentiere 3,5 Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland. Gekommen sind davon allerdings nur 60, obwohl die Organisatoren 500 Teilnehmer angekündigt hatten. Auf dem Bahnhofsvorplatz präsentieren die Demonstranten sich gemäßigt, sprechen von Mobbing gegen Türken, von der deutsch-türkischen Völkerfreundschaft und spielen nacheinander die türkische und die deutsche Nationalhymne ab. Auf Plakaten sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit Erdogan zu sehen, »Frieden und Freundschaft« steht unter den Bildern.

Auf ihrem Marsch wandelt sich das Bild dann allerdings. Vorneweg marschiert eine Frau mit einer türkischen Fahne, auf der auch drei Halbmonde zu sehen sind. Einem Zeichen der faschistischen Grauen Wölfe. Auch der Wolfsgruß und der Rabiagruß der Muslimbrüder werden immer wieder gezeigt. Der Gruß der Grauen Wölfe bedeute »nichts anderes als ein Land, ein Volk, eine Heimat und weist auf unsere 7000-jährige Geschichte hin«, verkündet ein Redner. Immer wieder wird »Takbir – Allahu Akbar« (»Ruft zusammen: Gott ist groß«) gerufen.

In der Nähe der Cubus-Kunsthalle angekommen ergreift dann Levent Önder das Mikrofon. Er war Generalsekretär der türkisch-nationalistischen Kleinstpartei »Allianz Deutscher Demokraten« (ADD) und gehört zu den Organisatoren der Demonstration. »Die Banane muss weg!«, ruft er und erntet Jubel. In zwei Jahren will er mit seiner neuen Partei »Duisburger Soziale Politik« in das Duisburger Rathaus einziehen und »es den etablierten Parteien zeigen«. Dann richtet sich Önders Zorn gegen »die Medien«, die Völker schon immer in Kriege getrieben hätten und nun daran arbeiten würden, die Freundschaft zwischen Deutschland, der Türkei und Russland zu zerstören. »Das Gift dieser Gesellschaft sind die Medien«, ruft der ADD-Funktionär, die Demoteilnehmer fangen an »Lügenpresse« zu rufen.

Önder steigt in die Rufe ein. Danach ziehen die Demonstranten zurück zum Hauptbahnhof, wo sich ihre Kundgebung langsam auflöst. Ihrer Forderung, das Erdogan-Bild mit Banane abzuhängen, wird die Kunsthalle nicht nachkommen. Bis zum 25. November sind die Arbeiten von Baumgärtel noch zu sehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal