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Schwarz, rot, glitzer und alle so yeah
Lotte Laloire über das Bekenntnis der Kanzlerin zur Parität in Parlamenten
Ein vollmundiges Bekenntnis zum Feminismus kostet heute nicht mehr als 7,90 Euro für den Lippenstift. Beim Festakt zu »100 Jahre Frauenwahlrecht« am Montag kommt sogar Kanzlerin Angela Merkel in pink, macht ein paar Witze, die dem Feminismus sicher gut tun. Sie nennt den hohen Frauenanteil bei der Afrikanischen Union ein gutes Beispiel, worüber schwarze Feministinnen sich freuen.
Und dann sagt sie: »Quoten waren wichtig, aber das Ziel ist die Parität«. Schallender Applaus. Wenn das ernst gemeint ist, heißt es: Das Wahlrecht muss geändert werden, damit auch deutsche Parlamente endlich zur Hälfte von Frauen und Männern besetzt sind, statt wie derzeit von nur 30 Prozent Frauen. Das wäre viel wert.
Der scheidenden CDU-Vorsitzenden kostet die Forderung nach Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen politisch nichts, denn sie ist sowieso bald raus. Und darin liegt der große Unterschied zu den Frauen, denen der Festakt eigentlich gebührt und die Merkel zu recht als »mutig« bezeichnet.
Denn die Kämpferinnen damals erhielten als Rechnung für ihr Engagement oft genug Knüppel oder Knast, vor allem, wenn sie aus der Arbeiterbewegung waren. Der heute verbreitete Führungskräfte-Feminismus ist hingegen einfach umsonst. Er tut nicht weh, er glitzert und funkelt nur wie die Kostümchen und Schminke einiger Anwesender.
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