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Naum Butoto über die prekäre Trinkwasserversorgung in Süd-Kivu in der DR Kongo

  • Lesedauer: 3 Min.
Gerüstet mit Macheten: Frauen nehmen in Süd-Kivu eine zentrale Rolle bei der Ernährungssicherung ein.
Gerüstet mit Macheten: Frauen nehmen in Süd-Kivu eine zentrale Rolle bei der Ernährungssicherung ein.

nd: Wie beurteilen Sie die Trinkwasser- und Sanitärsituation in Süd-Kivu?*
Butoto: Wie in der gesamten DR Kongo leidet die Provinz Süd-Kivu unter großen Problemen bei der Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung haben gar keinen Zugang zu Trinkwasser. Es ist keine Seltenheit, dass Wasser aus den über fünf Kilometer entfernten Entnahmestellen beschafft werden muss. Nur die Stadt Bukavu und die Gebiete Uvira und Walungu werden teilweise von der regionalen Wasserbehörde REGIDESO versorgt, wobei auch hier keine kontinuierliche Versorgung mit Trinkwasser gesichert ist. Trotz der Bemühungen nationaler und internationaler Nichtregierungsorganisationen ist der Bedarf an sauberem Wasser besonders in den ländlichen Gebieten und in den Lagern für Binnenflüchtlinge nicht gedeckt.

Naum Butoto
... ist Generaldirektor und Gründer von SODIs Partnerorganisation UGEAFI in der Demokratischen Republik Kongo. Der studierte Agraringenieur engagiert sich seit vielen Jahren für die Menschen seiner Heimat in der nordöstlichen
Region Süd-Kivu. Über die Trinkwassersituation und die zukünftigen Pläne sprach mit Butoto Julian Jekel, SODI-Programm-Manager für afrikanische
Länder.

Was sind die Gründe für die schlechte Trinkwasserversorgung?
Ein zentraler Punkt ist, dass sich die kongolesische Regierung nicht verpflichtet fühlt, die gesamte Bevölkerung des Landes durch angemessene Infrastruktur mit Trinkwasser zu versorgen. Die REGIDESO, die das Monopol der Wasserverteilung innehat, kann den Bedarf an Trinkwasser in der Region längst nicht mehr decken. Konnten bis 1990 durch sie noch 70 Prozent der städtischen Bevölkerung mit Wasser versorgt werden, so waren es 2008 nur noch 35 Prozent. Zusätzlich waren von den ursprünglich 94 behördlichen Einrichtungen der REGIDESO im Jahr 2008 nur 62 in der Lage, Serviceleistungen wie Wartungsarbeiten zu erbringen. Das führte dazu, dass bis zu 70 Prozent der ländlichen Gebiete ohne institutionell geregelte Trinkwasserversorgung auskommen und die Menschen ihren Wasserbedarf aus Flüssen stillen müssen.

Wie wird der Kivu-See genutzt und welche Folgen hat diese Nutzung für die Bevölkerung?
Waschen, Trinken, Austreten - die mangelnde Wasserversorgung und fehlende finanzielle Mittel der Haushalte führen dazu, dass das Wasser des Sees für alle menschlichen Bedürfnisse genutzt wird. Häufig versuchen die Frauen, das Wasser des Kivu-Sees mit ihrer Kleidung zu filtern, um es als Trinkwasser zu nutzen. Das verunreinigte Wasser führt bei den Menschen zu Magen-Darm-Infektionen aller Art. 60 Prozent der Behandlungen in den regionalen Gesundheitszentren sind auf die Wassernutzung zurückzuführen. Besonders hoch ist die Gefahr, sich durch das Wasser des Kivu- Sees mit Cholera anzustecken.

Welche Maßnahmen ergreift das Projekt, um die Trinkwasser- und Hygienesituation zu verbessern?
In 350 Dörfern der Region errichten wir eine Wasserversorgung durch Rohrleitungen und bauen 21 Wasserentnahmestellen, sodass 76 000 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Neben dem Bau von Systemen zur Regenwasseraufbereitung besteht eine zen- trale Maßnahme darin, durch Schulungen über mit dem Wasser übertragene Krankheiten und Hygiene aufzuklären - angefangen beim regelmäßigen Händewaschen über das Waschen von Obst und Gemüse bis hin zur Nutzung der gebauten Toiletten. Diese Schulungen richten sich an Haushalte im ländlichen Raum, insbesondere an Frauen und Mädchen. Meist sind sie für die tägliche Wasserversorgung und Essenszubereitung der Familien zuständig. Zusätzlich übernehmen sie die Erziehung der Kinder und werden gleichzeitig zu Multiplikatorinnen ihres Wissens.

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