Mehr als zwei Milliarden Überstunden

Nur die Hälfte der zusätzlich geleisteten Stunden wurde bezahlt / LINKE: Unternehmen bereichern sich auf dem Rücken der Beschäftigten

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Düsseldorf. Die Beschäftigten in Deutschland haben einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr so viel Mehrarbeit geleistet wie seit 2007 nicht. Sie häuften 2,127 Milliarden Überstunden an, wie die »Rheinische Post« unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion meldet. Nur die Hälfte der zusätzlich geleisteten Stunden wurde demnach vergütet. Rund eine Milliarde Stunden seien unbezahlt geblieben.

Die Zahl der Überstunden von Voll- und Teilzeitbeschäftigten habe damit um rund elf Prozent im Vergleich zu 2016 zugenommen, hieß es. Damals seien es noch knapp 1,9 Milliarden gewesen. Den zuletzt höchsten Wert habe es 2007 mit 2,131 Milliarden gegeben, vier Millionen Überstunden mehr als heute.

Dem Zeitungsbericht zufolge machte jeder abhängig Beschäftigte im Jahr 2017 durchschnittlich knapp 27 bezahlte und unbezahlte Überstunden, insgesamt entspricht das etwa 0,6 pro Woche. Im ersten Halbjahr 2018 habe die Zahl der Überstunden bereits bei 1,1 Milliarden gelegen.

Die Arbeitsmarktpolitikerin Jessica Tatti (LINKE) bezeichnete die Zahlen als skandalös. Sie legten offen, »dass sich viele Arbeitgeber auf dem Rücken ihrer Beschäftigten bereichern«, sagte sie der »Rheinischen Post«. Für Unternehmen zahle sich das aus. Allein im vergangenen Jahr 2017 hätten sie über 36 Milliarden Euro gespart, weil die Beschäftigten Überstunden zum Nulltarif geleistet haben. Eine »Anti-Stress-Verordnung« sei überfällig, betonte Tatti. Um den Missbrauch von Überstunden zu stoppen, brauche es eine Verkürzung der gesetzlichen Wochenhöchstarbeitszeit von 48 auf 40 Stunden. epd/nd

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