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Macron vor den Scherben seiner Politik
Ralf Klingsieck über die Proteste der »Gelben Westen« in Frankreich
Emmanuel Macrons Buch zum Präsidentschaftswahlkampf 2017 hieß »Revolution«. Ein riskanter Titel, muss ihm heute klar sein, wenn er vor den Resten improvisierter Barrikaden, verbrannter Autos und zertrümmerter Läden steht, die vermummte Schlägertypen mit »Gelben Westen« nach dem Aktionstag am Samstag zurückließen.
Dem Sturm auf die Bastille 1789 waren unerträglich gestiegene Steuern vorausgegangen, erinnert man sich. Während die Sympathiewerte für Macron extrem geschmolzen sind, wird der Ruf nach seinem Rücktritt immer lauter, und 80 Prozent der Franzosen haben Verständnis für die aktuelle Protestbewegung. An die Mauern des Triumphbogens steht heute die Losung gesprüht: »Die Gelben Westen werden siegen!« Das muss für Macron eine Horrorvorstellung sein. Er hasst es, unter Druck gesetzt handeln zu müssen.
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Die Demonstrationen gegen seine neoliberale Arbeitsrechtsreform 2017 und den dreimonatigen Eisenbahnerstreik gegen die Bahnreform vom Frühjahr hat er ausgesessen und jedes Einlenken abgelehnt. So sehr ist er von seiner Mission überzeugt, Frankreich durch Reformen modernisieren zu müssen, egal welche Opfer das kostet. Doch der Widerstand derer, die dabei am Wegesrand zurückgelassen werden, wächst.
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