Repression ist kein Ausweg

Martin Ling über die neuen Proteste in Sudan

Die Proteste in Sudan haben fraglos Sprengkraft, denn sie haben sich an Grundlegendem entzündet: an steigenden Brotpreisen. Vor zehn Jahren flimmerten die Hungerrevolten von Haiti bis Ägypten über den Bildschirm. In 40 Ländern des Globalen Südens kam es damals zu »Food Riots«, die Dutzende Menschen das Leben kosteten.

In Sudan halten die Proteste gegen steigende Brotpreise seit über einer Woche an. Ob der Druck von unten andauert und ausreicht, Sudans Langzeitregenten Omar al-Bashir, der sich 1989 an die Macht putschte, aus dem Regierungssessel zu heben, ist nicht abzusehen. Al-Bashir sieht sich in unregelmäßigen Abständen mit Protesten auf der Straße konfrontiert, 2013 und 2016 gegen steigende Benzinpreise, die über die Fahrpreise die Allerärmsten direkt und über steigende Nahrungsmittelpreise wegen höherer Transportkosten indirekt weit mehr treffen als die Autofahrer, die dort zu den Bessergestellten gehören.

Sudan steht an einem Wendepunkt
Die politische Aktivistin Shadia Abd Almona über die Proteste gegen Langzeitherrscher Omar al-Bashir

Bereits im Januar 2018 gingen Sudanesen gegen steigende Brotpreise auf die Straße. Al-Bashir gelang es mit Repression, das »Feuer« zu löschen. Repression aber ist keine langfristig funktionierende Strategie, weil an einem Punkt die Menschen die Angst verlieren - weil sie nichts mehr zu verlieren haben. Wieweit dieser Prozess in Sudan fortgeschritten ist, lässt sich aus der Ferne nicht abschätzen. Sicher ist, die Wirtschaftskrise ist tief und ein Ende nicht in Sicht. Das ist das Problem, über das al-Bashir stürzen könnte.

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