Syrische Armee marschiert in Manbidsch ein

Kurdische Kräfte bitten um Beistand durch Baschar al-Assads Truppen gegen die Türkei

  • Lesedauer: 3 Min.

Beirut. Zur Abwehr eines Einmarschs der türkischen Streitkräfte ist die syrische Armee am Freitag in die strategisch wichtige Stadt Manbidsch nahe der Grenze zur Türkei einmarschiert. Ein Armeesprecher erklärte im Staatsfernsehen, die Soldaten hätten in der Stadt die syrische Nationalflagge gehisst. Kurz zuvor hatten die syrischen Kurden, die sich durch den geplanten US-Truppenabzug in Bedrängnis sehen, die Regierung in Damaskus um Beistand gegen die Türkei gebeten.

»Wir laden die syrischen Regierungstruppen ein, die Kontrolle über die Gebiete zu übernehmen, die wir ihnen entzogen haben, insbesondere von Manbidsch, und diese Gebiete gegen eine türkische Invasion zu verteidigen«, hieß in einer Erklärung der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), welche das Zweckbündnis mit dem syrischen Militär dokumentierte.

Der syrische Armeesprecher sagte nach dem Einmarsch in Manbidsch, das Militär werde »den Terrorismus zerschlagen und alle Invasoren und Okkupanten besiegen«. Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass sich syrische Streitkräfte in der 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernten Stadt befinden. Dort wurden auch noch weiterhin Soldaten aus den USA und Frankreich vermutet.

Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), zu denen maßgeblich auch die linken, überwiegend kurdischen Milizen YPG und YPJ gehören, hatten Manbidsch 2016 von der Herrschaft durch die Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« (IS) befreit. Dabei waren sie von der internationalen Anti-IS-Koalition unter Führung der USA mit Luftangriffen, Spezialkräften und Waffen unterstützt worden.

Die SDF-Präsenz in der Stadt westlich des Euphrat war der Türkei von Beginn an ein Dorn im Auge. Sie sieht in der YPG einen Ableger der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die die türkische Regierung und die türkische Armee bekämpfen. Der Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan hatte vor Kurzem eine Militäroffensive gegen das auch Rojava genannte nordsyrische Gebiet angekündigt, um die SDF von dort zu vertreiben. Die türkische Armee verstärkte ihre Truppenpräsenz an der Grenze, von Ankara unterstützte syrische Rebellengruppen schickten Kämpfer nach Manbidsch.

Das türkische Verteidigungsministerium erklärte am Freitag, die syrischen Kurden hätten »nicht das Recht«, sich Beistand aus Damaskus zu holen. Syriens Verbündeter Russland hingegen, das Staatschef Baschar al-Assad im September 2015 um militärischen Beistand gebeten hatte, begrüßte den Vorstoß der syrischen Armee.

Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow sagte, der Vormarsch trage zur »Stabilisierung der Lage« bei. Anfang Januar will Russland einen weiteren Syrien-Gipfel mit den Präsidenten Irans und der Türkei einberufen. Sein Land sei an der Reihe, ein solches Treffen zu organisieren, sagte Russland Vize-Außenminister Michail Bogdanow laut der Nachrichtenagentur Interfax.

Vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump überraschend den Abzug der rund 2000 US-Soldaten aus Syrien angekündigt, woraufhin Erdoğan erklärte, die YPG würden nun aus der Region vertrieben. Wegen der US-Truppenpräsenz in Nordsyrien hielt sich Ankara bis zu diesem Zeitpunkt mit Angriffen zurück. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal