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Freihandel ist nicht progressiv
Simon Poelchau über 2018 als Jahr des Protektionismus
2018 befand sich die Linke in einer Zwickmühle: Nachdem sie lange gegen Freihandelsabkommen wie TTIP gekämpft hatte, legte US-Präsident Donald Trump mit seinem Protektionismus los und entfachte etliche Handelskonflikte. Da musste man sich fragen: Wenn jetzt diese eklige Karikatur des weißen, alten, reichen Mannes die Globalisierung zurückdrehen will, ist dann Freihandel fortschrittlich? Muss man als Linker jetzt für die Globalisierung sein?
Glücklicherweise können linke Globalisierungskritiker 2019 wieder auf Klarheit hoffen. Denn die herrschenden Klassen setzen offenbar wieder ziemlich geschlossen auf den freien Handel. So telefonierte Trump am Wochenende mit seinem chinesischen Counterpart Xi Jinping und twitterte gleich »Der Deal geht sehr gut voran« über das Gespräch.
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Gleichzeitig zeigt sich EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zuversichtlich, nächstes Jahr mit der südamerikanischen Staatengruppe Mercosur ein Handelsabkommen abschließen zu können. Dabei stört sie an der neuen brasilianischen Regierung maximal, dass zunächst unsicher war, ob Jair Bolsonaro weiter hinterm Klimaabkommen steht. Dass dieser Typ ein widerlicher Rechtsradikaler ist, ist Malmström und Co. offenbar egal. Hauptsache man kann mit ihm gute Geschäfte machen.
So zeigt sich, dass Freihandel nichts Progressives ist. Und 2019 wird die Welt damit wieder (nicht) in Ordnung sein.
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