Nicht mit Ruhm bekleckert

Moritz Wichmann über den Umgang der US-Medien mit Trumps Ansprache

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Wie geht man um mit einem Präsidenten, der seine öffentlichen Auftritte - nicht nur Wahlkampfveranstaltungen, sondern auch offizielle Pressekonferenzen - nutzt, um laut den Factcheckern der »Washington Post« im Durchschnitt 15 Mal pro Tag Lügen zu verbreiten?

Wenn es nach den Kritikern von US-Präsident Donald Trump ginge, hätten die reichweitenstarken US-Fernsehsender die Anfrage aus dem Weißen Haus auf Liveübertragung einer Ansprache zum Regierungsstillstand einfach ablehnen sollen. Die Falschbehauptungen später oder gar live nur mit Hilfe des Factchecking richtigzustellen, sei zu wenig. Sie konnten auf einen Präzedenzfall verweisen.

Stärkt unabhängigen linken Journalismus...

Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!

2014 kündigte US-Präsident Barack Obama in einer Ansprache eine Initiative zur Reform der Migrationspolitik an - Amerikas Kabelfernsehsender sagten die Liveübertragung ab. Die Begründung: Es sei zu erwarten, dass die Rede parteiisch sei. Dieses Mal entschieden die Sender anders, offenbar aus Furcht vor Trumps Tiraden gegen die Presse.

»Egal was wir tun, es wird falsch sein«, versuchte sich ein anonymer Sendervorstand zu verteidigen. NBC, CNN, MSNBC und andere fanden dann nur die zweitbeste Lösung: Sie stellten auch den Demokraten Livezeit bereit, um direkt zu antworten. Dabei verkündete Trump in seiner Ansprache nichts Neues, sondern wiederholte nur Bekanntes. Auch deswegen war die Entscheidung der Sender falsch.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.