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Linke Journalistin will rechter Hetzkampagne trotzen

Veronika Kracher wird nach einem Tweet von Rechten attackiert - und will sich nun wehren

  • Niklas Franzen
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Tweet machte den Anfang. Am Montag bezeichnete die linke Journalistin Veronika Kracher den Angriff auf den Bremer AfD-Politiker Frank Magnitz bei Twitter als »die konsequente Durchführung von #NazisRaus«. Der österreichische Chef der rassistischen Identitären Bewegung, Martin Sellner, teilte den Tweet und setzte damit eine Hetze-Kampagne gegen die Journalistin in Gang. Auf rechten Internetseiten und Profilen von AfD-Politiker*innen wurde Kracher denunziert. Die Konsequenz: Die 28-Jährige erhielt Hunderte Nachrichten mit Beleidigungen, Vergewaltigungsfantasien und Morddrohungen. Rechte posteten Krachers Social-Media-Profile und setzten Hasskommentare unter ein Foto von Krachers verstorbenem Kater.

Immer wieder versuchen rechte Kräfte, mit gezielten Hetzkampagnen politische Gegner mundtot zu machen. Kracher meint, dass der Identitäre Sellner sie schon länger »auf dem Kieker« gehabt und auf eine Gelegenheit gewartet habe, sie öffentlich anzugreifen. »Die wollen meine journalistische Reputation und meine Lebensgrundlage zerstören«, sagt Kracher dem »nd«. »Eine Strategie der Identitären sei es, durch PR-Arbeit Antagonisten auszuschalten.«

Kracher beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Neuen Rechten und Feminismus. Als freie Autorin schreibt sie für linke Zeitungen wie »neues deutschland« und »Jungle World« und hält bundesweit Vorträge. Die feministische Journalistin sei zwar Hass im Netz gewöhnt, aber die Dynamik der aktuellen Hetze sei auch für sie neu gewesen. »Ich habe mich ohnmächtig gefühlt«, sagt Kracher. Für sie hänge die Vehemenz des Shitstorms auch damit zusammen, dass sie eine Frau ist. »Feministinnen stellen für diese Leute einen Angriff auf ihre hegemoniales Männlichkeitsbild dar.«

Auf Einladung des Bündnisses gegen Antisemitismus München soll Kracher am Freitag im Münchner DGB-Haus eine Veranstaltung zum Thema »Antisemitismus und Männlichkeit bei Burschenschaften« halten. Burschenschafter haben angekündigt, trotz expliziter Ausladung, auf der Veranstaltung zu erscheinen. Auch der AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen rief zur Teilnahme auf. Auf Facebook schrieb er: »Vielleicht finden sich ja einige von Ihnen, liebe Leser, die an dieser Veranstaltung teilnehmen wollen und jene Dame mal darauf ansprechen wollen, wie es sich denn wohl mit dem feigen Männlichkeitsverständnis von Linksextremisten verhält, die einen Bundestagsabgeordneten heimtückisch überfallen und zusammenprügeln.«

Das Bündnis gegen Antisemitismus München solidarisierte sich daraufhin auf seiner Homepage mit der linken Journalistin: »Wer glaubt, uns durch Drohungen einschüchtern zu können, der irrt. Die Veranstaltung findet statt: und zwar ohne Identitäre, Burschenschafter oder AfD-Anhänger*innen.«

Und wie geht es für Kracher weiter? Die Journalistin will juristische Schritte gegen die Hetze im Netz einleiten und eine Zivilklage gegen die Identitären sowie die AfD anstrengen. Auch mit ihrer journalistischen Arbeit will sie weitermachen. »Ich fühle mich jetzt noch mehr in meiner Arbeit bestätigt«, meint Kracher. »Die große Solidarität, die ich erfahre, zeigt mir, dass meine Arbeit richtig ist.«

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