Bello unterm Schreibtisch
Tiere am Arbeitsplatz immer beliebter
Berufstätigkeit und das 24-Stunden-Hobby Haustier zu vereinbaren ist ein Problem für viele Arbeitnehmer. Warum nicht einfach das Tier mit zur Arbeit nehmen?
Seit Jahren steigt die Zahl der Haustiere in deutschen Haushalten. Vor allem die Zahl der Hunde sei bundesweit zwischen 2016 und 2017 sprunghaft um etwa 600 000 gestiegen. 9,2 Millionen Vierbeiner seien demnach in 18 Prozent der deutschen Haushalte zu Hause. In Berlin leben insgesamt rund 300 000.
In den hippen Start-ups der Hauptstadt ist es deshalb nicht mehr ungewöhnlich, außer den Kollegen morgens auch deren Vierbeiner zu begrüßen. Die Akzeptanz, sein Tier mit ins Büro zu bringen, sei in den letzten zehn Jahren merklich gestiegen, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Nicht jedes Tier sei jedoch für den Büroalltag geeignet. Kaninchen, Katzen oder Vögel, die weniger Aufmerksamkeit brauchen, können auch zu Hause bleiben. Das Transportieren und der Alltag im Büro sind für diese Tiere meist zu stressig.
Anders ist das bei Hunden. Vier bis fünf Stunden ohne Zuwendung ist für manche Vierbeiner schon zu viel. »Das kann sie aggressiv machen«, sagt Lea Schmitz.
Wie das Zusammenleben mit einem Hund im Büro funktionieren kann, weiß Markus Beyer, Vorsitzender des Bundesverbands Bürohund. Hunde sorgten für Entspannung bei den Mitarbeitern. »Das Streicheln setzt Hormone frei, die Stress reduzieren.« Der Bürohund senke das Risiko für einen Burn-out.
Problematisch wird es allerdings, wenn Kollegen Angst vor Hunden haben. Es müsse klare Regeln geben. Zum Beispiel sollte es Bereiche mit Leinenpflicht oder hundefreie Zonen geben, damit sich die Kollegen sicher fühlen. Angst vor Hunden verschwindet nicht von heute auf morgen. Und auch Hunde brauchen ihre festen Rückzugsorte, um sich ungestört ausruhen zu können.
Herrchen und Frauchen sollten ihr Haustier aber nicht einfach so mit zur Arbeit bringen. Arbeitnehmer seien immer auf die Erlaubnis des Arbeitgebers angewiesen, betont der Anwalt für Arbeitsrecht, Jürgen Markowski. Diese Erlaubnis könne gegeben, aber auch verweigert werden - etwa wenn Gründe der Hygiene oder der Arbeitssicherheit dagegen sprechen. Fühlen sich andere gestört, bedroht oder in ihrer Gesundheit gefährdet, dann müsse der Arbeitgeber eine solche Erlaubnis sogar widerrufen.
Genaue Zahlen, wie viele Tiere beispielsweise in Berliner Unternehmen mit zur Arbeit kommen, gibt es nicht. Es gibt allerdings Unternehmen, die einfach eine lockere Tierpolitik führen, wie das AdTech-Unternehmen Webtrekk. »Bei über 100 Mitarbeitern kommt es in unserem Berliner Büro regelmäßig vor, dass jemand mal den Hund für einen Tag mitbringt«, sagt Michael Diestelberg von Webtrekk. Manchmal seien fünf Hunde gleichzeitig dort. Tiere würden die Arbeitsatmosphäre auflockern.
In den Berliner Senatsverwaltungen sind Tiere am Arbeitsplatz hingegen strikt verboten. In Brandenburg werden Haustiere eher selten mit an den Arbeitsplatz genommen. Um Fachkräfte zu motivieren, erlauben allerdings Arbeitgeber manchmal, dass auch Hund und Katze mit in das Büro dürfen. In der Stadtverwaltung Potsdam gibt es keinen einzigen Paragrafen, der es Mitarbeitern verbietet, Tiere mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. Die Universität Potsdam hingegen verbietet Tiere am Arbeitsplatz, zumindest in den Lehr- und Arbeitsräumen. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!
In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!