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Der vierte Schritt vor dem ersten
Nelli Tügel über die Ankündigung einiger Gilets Jaunes, zu den Europawahlen kandidieren zu wollen
Die Idee geistert bereits seit Wochen herum, nun soll es tatsächlich passieren: Einige Gelbwesten wollen mit einer eigenen Liste zu den Europawahlen antreten. Das ist reichlich absurd. Auch mehr als zwei Monate nach den ersten Protesten der Gilets Jaunes sind diese noch immer äußerst heterogen, dezentral und ohne feste Strukturen. Wer da also entschieden hat zu kandidieren, hat dies sicher nicht im Namen »der Gelbwesten« getan.
Nun ist es nicht so, dass es gar keine Organisierung gäbe. Seit einigen Wochen nehmen die Versuche zu, sich lokal auf Basisversammlungen über die sozialen Medien hinausgehend auf gemeinsame Forderungen zu einigen. Am Wochenende wird in der kleinen Stadt Commercy ein erstes frankreichweites Treffen stattfinden. Doch für einen Wahlantritt ist es viel zu früh. Wo zwar viel Einigkeit über die Notwendigkeit sozialer Gerechtigkeit und einer demokratischen Erneuerung herrscht, es darüber hinaus aber keine tragfähige gemeinsame Basis gibt, kann eine Kandidatur einer jungen Bewegung nur Schaden zufügen. Weil sich so einige anmaßen, die darüber nötigen Aushandlungsprozesse vorwegzunehmen. In der jetzigen Situation ist der Vorstoß daher vor allem geeignet, die linke Oppositionswählerschaft zu spalten - und das ist sie in Frankreich wahrlich schon genug.
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