Der Wunderheiler

Ulrike Henning über einen Minister mit zweifelhaftem Geltungsbedürfnis

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn meinte Ende letzter Woche, positive Nachrichten aus der Onkologie verkünden zu müssen. Es gebe »gute Chancen, dass wir in zehn bis 20 Jahren den Krebs besiegt haben«, prophezeite der CDU-Politiker in einem Zeitungsinterview. Der medizinische Fortschritt sei immens, die Forschung vielversprechend. Prompt schlug dem Optimisten die geballte Skepsis aus medizinischer Fachwelt und Politik entgegen.

Die Krebsarten seien zu unterschiedlich, mehr als die Hälfte der Fälle sei nicht einmal bei optimaler Vorbeugung zu verhindern. Bei manchen Tumoren gebe es bessere, bei anderen immer noch nur sehr geringe Heilungschancen. Schon früher habe es etwa in den USA ähnliche Aussagen wie die Spahns gegeben, die aber eher politisch motiviert als wissenschaftlich begründet waren, hieß es mahnend.

Stärkt unabhängigen linken Journalismus...

Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!

Fehlt dem Minister hier wirklich die Sachkunde? Das darf bezweifelt werden. Ihm sind allerdings in den letzten Monaten nicht viele seiner politischen Vorstöße gelungen, CDU-Vorsitzender wurde er jedenfalls nicht. In der Gesundheitspolitik muss er liefern, und der gelernte Bankkaufmann hat begriffen, dass schnelle Erfolge hier unwahrscheinlich sind. Offenbar kann er sich damit nicht abfinden und möchte trotzdem und vor allem eins: im Gespräch bleiben.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal