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Sudan steht an einer Wegscheide
Martin Ling über die Verhängung des Ausnahmezustands
Es ist die Flucht nach vorne: Sudans Langzeitpräsident Omar al-Baschir will mit einem einjährigen Ausnahmezustand und mit einer runderneuerten Regierung noch einmal die Kurve kriegen. Seit Monaten protestieren in vielen sudanesischen Städten die Menschen gegen massiv gestiegene Brotpreise, Korruption und die anhaltende Wirtschaftskrise.
Ob der 1989 durch einen unblutigen Putsch an die Macht gekommene ehemalige Generalleutnant mit seinem Manöver die Lage beruhigen kann, ist fraglich, denn eine Hauptforderung der Demonstranten ist Baschirs sofortiger Rücktritt. Dass er ihn für 2020 in Aussicht gestellt hat, kann, muss aber nicht zur Besänftigung der Protestierenden beitragen. Baschirs Glaubwürdigkeit ist begrenzt, da er seinen Rückzug schon 2011 angekündigt und dann offiziell auf Bitten der Regierungspartei NCP unterlassen hatte.
Klar ist, dass nur noch schnelle, sichtbare wirtschaftliche Erfolge zu einer Stabilisierung unter Baschir führen können. Ohne externe Hilfe sind die schwer vorstellbar. Wie viel Unterstützung Baschir bei seiner Tingeltour durch die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar zuletzt einsammeln konnte, ist nicht bekannt. Gelingt die wirtschaftliche Stabilisierung nicht, droht Sudan der Zerfall. In Darfur und Südkordofan sind bürgerkriegsähnliche Konflikte bereits im Gang.
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