Das stumpfe Schwert

René Heilig zur Kraft parlamentarischer Untersuchungsausschüsse

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Einst bewirkte allein die Drohung mit einem Untersuchungsausschuss, dass Behörden und Beamte ins Flattern kamen. Vom schärfsten Schwert der Opposition war die Rede. Dass man so schon mal einen Minister aus dem Amt trieb, weiß heute kaum noch ein Abgeordneter des Bundestages. Der Fall ereignete sich vor 35 Jahren.

Seit Existenz des Bundestages gab es um die 90 Untersuchungsgremien. Kein Wunder also, dass die Behörden ungeheuer erfahren sind im Umgang mit Abgeordneten. Zumal die nicht nur - formal - der Wahrheit sondern auch - real - verschiedensten Parteiinteressen verpflichtet sind. Das zeigt sich auch bei dem Ausschuss, der zur Zeit das Behördenversagen rings um den Berliner Weihnachtsmarktanschlag untersucht. Trotz mancher Bemühungen der Opposition und trotz Vorarbeit durch Landesparlamente - von Aufklärung kann nicht gesprochen werden. Dazu trägt bei, dass es kaum Folgen hat, wenn Zeugen lügen und Akten unter Verschluss gehalten werden. Whistleblower gibt es nicht und einst investigativ begabte Medien sind zu sehr damit befasst, eine neue Sau zu suchen, die sich mal schnell quotenbringend durchs Dorf treiben lässt. Das alles schadet dem Rechtsstaat, beschädigt das ohnehin schwindende Vertrauen in die moralische Kraft der Demokratie und spielt so Populisten in die Hände.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal