Transatlantiker

Personalie: Sigmar Gabriel ist als Vorsitzender der Atlantik-Brücke im Gespräch

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Leben als Hinterbänkler im Bundestag ist nichts für Sigmar Gabriel. Der frühere SPD-Chef und Bundesminister ließ in den vergangenen Wochen von Vertrauten Gerüchte über ein mögliches Comeback streuen. In der Bundespolitik wird daraus aber wohl nichts. Wegen seiner Sticheleien gegen die aktuelle SPD-Vorsitzende Andrea Nahles soll der 59-jährige Niedersachse kürzlich von Mitgliedern der Parteispitze als »beleidigte Leberwurst aus Goslar« verspottet worden sein.

Nun könnte es in einem anderen Bereich eine neue Aufgabe für Gabriel geben. Dem ausgebildeten Lehrer liegt eine Anfrage der Atlantik-Brücke vor, ob er den Vorsitz des Vereins übernehmen will. Der frühere Fraktionschef der Union, Friedrich Merz, wird nach zehn Jahren an der Spitze sein Amt abgeben. Nach eigener Aussage fühlt sich Gabriel »sehr geehrt«. Er bitte aber um Verständnis dafür, dass es darüber jetzt erst einmal Gespräche geben werde. »Am Ende entscheidet ohnehin die Mitgliederversammlung der Atlantik-Brücke«, schrieb Gabriel im Kurznachrichtendienst Twitter.

Die Atlantik-Brücke hat nach eigenen Angaben das Ziel, »die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Europa und Amerika auf allen Ebenen zu vertiefen«. Das gilt auch für den militärischen Bereich und somit für die NATO. Kürzlich sorgte in der Atlantik-Brücke eine Umfrage in der Bundesrepublik für Unruhe, in der sich die Mehrheit der Befragten für eine stärkere Distanzierung zu den USA und gegen Militäreinsätze der Bundeswehr aussprach. Der Verein ist sehr einflussreich. Ihm gehören rund 500 Mitglieder aus den Eliten von Politik, Medien und Wirtschaft an.

Ob Gabriel die notwendigen Voraussetzungen für den Posten mitbringt, wird sich zeigen. Der Atlantik-Brücke dürfte gefallen haben, dass sich der Sozialdemokrat als Wirtschaftsminister trotz aller Kritik lange vehement für transatlantische Freihandelsabkommen eingesetzt und letztlich entscheidend dabei geholfen hatte, CETA durchzusetzen. Allerdings ist Gabriel auch sprunghaft und zuweilen impulsiv. Auf dem diplomatischen Parkett ist dies ein Nachteil.

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