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Kein geeigneter Ort für Olympia
Tomas Morgenstern findet die Spiele im Jahr 2036 in Berlin total absurd
Was hatte Sportsenator Andreas Geisel eigentlich im Tee, als er sich beim wirtschaftspolitischen Frühstück der Berliner Industrie- und Handelskammer für die »nationale Bewerbung« der Hauptstadt als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2036 starkmachte? Dem Sportsenator im rot-rot-grünen Senat ist heftig zu widersprechen: Berlin sollte die Finger von jeglicher weiteren Olympia-Bewerbung lassen!
Zum einen selbstverständlich aus historischen Gründen: Geht’s eigentlich noch? Olympia in Berlin - 100 Jahre nachdem die Nationalsozialisten die Stadt zu ihrer hakenkreuzgeschmückten Sporttribüne gemacht hatten, um der internationalen Öffentlichkeit ein Bild der Weltoffenheit und Friedfertigkeit vorzugaukeln? 1936, das war bereits der Vorabend des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust. Die Erinnerung daran sollte nicht ausgerechnet in Berlin und noch dazu in einem rauschhaften Sportevent ersäuft werden.
Sicher fänden es viele toll, im eigenen Land Olympische Spiele zu feiern. Wird es aber konkret, sieht das mancher ganz anders - wie in Leipzig, Hamburg, Garmisch-Partenkirchen. Von Berlin, das es gleich mehrmals wissen wollte, ganz zu schweigen. Wer erinnert sich eigentlich noch an den peinlich gescheiterten Versuch, die Spiele des Jahres 2000 an die Spree zu holen? Im aufkommenden Einheitstaumel hatten Walter Momper (West) und Erhard Krack (Ost) Anfang 1990 die Initiative dazu ergriffen. Es waren auch Massenproteste, die den Größenwahn stoppten.
Und mal ehrlich: Wer glaubt, dass Berlin heutzutage ein solches Event auf die Reihe bekommen könnte, der werfe nur einen Blick auf Verwaltung und Verkehrsinfrastruktur. Vielleicht geht’s dann auch eine Nummer kleiner.
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