Ob als Mutter, Sexarbeiterin oder Hebamme

Feministische Kundgebung vor Gesundheitsministerium

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ob als Mutter, pflegende Angehörige, Freundin, Krankenschwester, Altenpflegerin, Sexarbeiterin oder Hebamme - es sind größtenteils Frauen, die die Pflege, Versorgung und Erziehung übernehmen.« So beginnt der Aufruf verschiedener Organisationen, die am Donnerstag in Berlin vor dem Bundesministerium für Gesundheit protestierten. Die Aktion richte sich im Rahmen des Frauenstreiks gegen ungleich verteilte Sorgearbeit, sagte Jenny Kaiser-Funke vom Frauenstreikkomitee Berlin gegenüber »nd«. Gerade Frauen würden oft unterbezahlte Pflegetätigkeiten verrichten - und zusätzlich noch den größten Teil der Sorgearbeit in Haushalt und Familie leisten. Die Aktivist*innen übergaben dem Ministerium über 50 Überlastungsanzeigen. Durch diese sollen Überforderungen angezeigt werden, aus denen eine Gefährdung der eigenen Gesundheit und Sicherheit oder der von anderen Personen entstehen kann.

Die Aktivist*innen veranstalteten zusätzlich eine Parade. Bei dieser gingen Frauen, die Fürsorgearbeit leisten, mit einem für sie typischen Arbeitsutensil über einen Laufsteg. Sie berichteten dabei, welche Aufgaben sie in ihrem Arbeits- und Lebensalltag leisten. »Ich arbeite als Hebamme, um Frauen zu ermöglichen, aufrecht und gestärkt durch einen normalen körperlichen Prozess zu gehen«, sagte etwa Antje Tiessen.

Die Aktion fand vor dem Bundesministerium für Gesundheit statt, weil sich hier viele Probleme bündeln würden, sagte Kaiser-Funke. Die Aktivist*innen kritisieren Jens Spahns Verordnung zur Festlegung eines neuen Personalschlüssels an Krankenhäusern als »völlig unzureichend«.

Bei dem Protest ging es aber nicht nur um Missstände. Die Aktivist*innen diskutierten auch die Frage, was es für Bedingungen für eine gute und gerechtere Sorgearbeit bräuchte. »Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der Pflege und Sorgearbeit sich nach den Bedürfnissen der Personen richten, welche diese Arbeit leisten oder auf diese angewiesen sind«, sagt Jette Hausotter von Care Revolution Berlin. »Das bedeutet auch, Zeit und Geld zur Verfügung zu haben, um sich umeinander kümmern zu können.« Die Proteste hatte das Care-Revolution-Bündnis organisiert.

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