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Private raus aus dem BBU
Nicolas Šustr will echte Orientierung aufs Gemeinwohl
Gegründet wurde der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen 1897 als genossenschaftlicher Selbsthilfeverband. Die noch junge Bewegung, die ihren Mitgliedern guten Wohnraum zu erträglichen Preisen sichern wollte, musste sich gegen harte und oft unfaire Behandlung der Privatwirtschaft wehren. Unter anderem riefen Bauunternehmer Mondpreise auf.
Die Verhältnisse änderten sich, dennoch blieb der BBU die Vertretung der gemeinwohlorientierten Akteure im Wohnungswesen: Genossenschaften und landeseigene Wohnungsunternehmen. Doch inzwischen gehören auch Privatkonzerne wie die Deutsche Wohnen und Vonovia zur Mitgliedschaft. Sie sind über den Erwerb einst kommunaler Unternehmen wie der GSW oder Genossenschaften hineingerutscht. Einige Jahre fiel das kaum weiter auf, denn auch die landeseigenen Unternehmen wurden in den Sparjahren auf gnadenlose Rendite getrimmt.
Seitdem Begriffe wie Gentrifizierung und Mietenwahnsinn zum gängigen Wortschatz jedes Großstädters gehören, ist das anders. Die mehr oder minder gemeinwohlorientierten Unternehmen finden nach und nach, auch auf Druck der Stadtgesellschaft, zu ihrem Auftrag zurück.
Doch der BBU lehnt sich im Sinne der privaten Immobilienwirtschaft relativ weit aus dem Fenster, mit einem Auftragsgutachten des Professors Helge Sodan, der mit seinen Einschätzungen zur Versfassungswidrigkeit von diesem und jenem bisher eine eher mäßige Erfolgsquote hatte. Ob eine Sozialisierung großer privater Wohnungsunternehmen möglich ist, kann dem Großteil der BBU-Mitglieder allerdings egal sein.
Mit den sich weiter verschärfenden Gegensätzen zwischen dem Kapital und seinen Opfern, den Mietern, müssen auch beim BBU klare Verhältnisse einziehen. Die Privaten müssen rausfliegen. Denn für eine neue Gemeinnützigkeit braucht es starke Verbände, die die Grenzen verschieben.
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