• Berlin
  • Debatte um Enteignung

Deutsche Wohnen in der Immobilienblase

Der Berliner Wohnungskonzern legt eine Bilanz mit Goldrand vor

  • Hermannus Pfeiffer und Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Deutsche Wohnen SE ist derzeit bundesweit in aller Munde. Die ungewollte Popularität verdankt die Immobiliengesellschaft dem geplanten Volksentscheid »Deutsche Wohnen & Co enteignen«. Von den am Dienstag veröffentlichten Geschäftszahlen für 2018 dürften sich die Aktivisten bestätigt fühlen. »Insgesamt blickt die Deutsche Wohnen auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück«, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Zahn während einer telefonischen Analystenkonferenz.

Den Gewinn nach Steuern konnte der Konzern um 5,6 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro steigern. Im Vergleich zum - gemessen an der Zahl der Wohnungen - doppelt so großen Konkurrenten Vonovia schnitt Deutsche Wohnen erneut überdurchschnittlich ab. Der ebenfalls börsennotierte Konzern aus Bochum hatte im vergangenen Jahr mit 2,4 Milliarden Euro Gewinn begnügen.

Zahn sieht sich zu Unrecht als Miethai angeprangert. Die DNA der Deutsche Wohnen sei, in wachsenden Metropol-Regionen »nachhaltig zu denken, zu planen, zu bauen und zu bewirtschaften«. Man sei ein »fairer Partner«. So wurde im vergangenen Geschäftsjahr in Instandhaltung und Sanierung rund ein Viertel mehr investiert, insgesamt über 400 Millionen Euro.

Nur ein knappes Drittel dieser Kosten werde über die sogenannte Modernisierungsumlage auf die Mieter umgelegt. In Härtefällen reagiere man kulant. Darüber hinaus habe die Deutsche Wohnen »diverse Vereinbarungen« mit Berliner Bezirken getroffen, um Sanierungsmaßnahmen abzufedern.

Kürzlich hatten sich Vorstandschef Zahn und der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zu einem Spitzengespräch getroffen. Müller nennt das am Dienstag auf nd-Anfrage »einen konstruktiven Auftakt für weitere Gespräche«. Das sei »ein gutes Signal«. Man sei in den Positionen allerdings noch weit entfernt. »Wie kann man aus der Konfliktebene herauskommen?«, so lautet Müllers grundsätzliche Frage. »Beide Seiten sind sehr interessiert, weiter zu sprechen und zu Ergebnissen zu kommen«, so der Regierende. »Ob es gelingt, ist offen«, muss er einräumen.

»Alle Unternehmen beteuern. Wir sind keine Heuschrecke«, sagt Müller. Wenn dem so sei müsse jeder Verband und jedes Unternehmen sich fragen mit welchen Beiträgen dieser Eindruck entkräftet werden könne.

Die Mieten zogen vor allem durch Neuvermietungen 2018 deutlich um 3,4 Prozent an. Die durchschnittliche Vertragsmiete beträgt nun im Gesamtbestand 6,62 Euro pro Quadratmeter. In Berlin stiegen die Mieten im Vorjahresvergleich sogar um 3,7 Prozent auf 6,70 Euro pro Quadratmeter an. Das Ergebnis aus der Wohnungsbewirtschaftung konnte der Konzern im Vorjahresvergleich um satte 7,1 Prozent auf 656,2 Millionen Euro steigern.

Knapp 111 500 der insgesamt 164 300 Wohnungen des Konzerns sind in Berlin. Diese Clusterbildung begründet Vorstandschef Zahl mit den »exzellenten Makro-Trends« in der Hauptstadt, die zukünftig höhere Renditen als an anderen Standorten erwarten lassen. Wie bei Vonovia sind die Aktien breit international gestreut. An beiden Konzerne ist der umstrittene US-Vermögensverwalter Blackrock mit jeweils rund zehn Prozent beteiligt.

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