Noch ein Polizeiskandal?

Massive Zweifel an offizieller Darstellung im Fall des verstorbenen Amad Ahmad

  • Lesedauer: 2 Min.

Kleve. Bisher sah die Inhaftierung des syrischen Kurden Amad Ahmad wie eine tragische Verwechslung aus: Weil ein per Haftbefehl gesuchter Malier aus Hamburg einen gleichklingenden Alias-Namen »Amed Amed« geführt haben soll, wurde der junge Kurde im Juli vergangenen Jahres von Polizisten in der niederrheinischen Stadt Geldern festgehalten. So lautet die offizielle Version der Inhaftierung des 26-Jährigen, der zehn Wochen später nach einem Brand aus noch ungeklärter Ursache in seiner Zelle ums Leben kam.

Doch daran gibt es nun erhebliche Zweifel. Recherchen der WDR-Magazine »Monitor« und »Westpol« legen nämlich nahe, dass eine gezielte Manipulation von Datensätzen nicht auszuschließen sei, die zur Inhaftierung des Kurden führten.

Einem Schreiben des Landeskriminalamts Hamburg zufolge, das den Magazinen vorliegt, hätte es am Tag der Verhaftung bei der Datenabfrage »keinen Treffer auf den Datensatz« des gesuchten Maliers »geben dürfen«, weil es eine solche Datenverbindung zu diesem Zeitpunkt nicht gab. Auch Abfrageprotokolle aus der Polizei-Datenbank, INPOL, die den Magazinen vorliegen, widersprechen der offiziellen Darstellung. Das Bundeskriminalamt habe die Abfrageergebnisse zum Zeitpunkt der Verhaftung rekonstruiert. Auch hier finde sich keine Verbindung zwischen dem Syrer Ahmad und dem Malier, so die Magazine. Vielmehr sei der Alias-Name »Amed Amed« erst drei Tage nach der Verhaftung von Ahmad dem Malier zugeordnet worden. Die Magazine berufen sich auf Ermittlungsakten und der Analyse einer IT-Expertin.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nannte die Recherche-Ergebnisse zunächst einen Verdacht. Man müsse abwarten, was die Staatsanwaltschaft Kleve sage. Die äußert sich bislang nicht dazu. nd Seite 4

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