Afghanische und US-Soldaten töteten mehr Zivilisten als die Taliban

In den ersten Monaten dieses Jahres gab es vor allem durch regierungstreue Truppen Opfer

  • Lesedauer: 2 Min.

Kabul. Zum ersten Mal sind in Afghanistan mehr Zivilisten durch Truppen der USA und ihrer Verbündeten getötet worden als durch die Taliban und andere Rebellengruppen. Das zeigten der von der UN-Mission in Afghanistan (Unama) am Mittwoch veröffentlichte vierteljährliche Bericht.

Demnach sind während der ersten drei Monate dieses Jahres internationale und regierungstreue Truppen für den Tod von 305 Zivilisten verantwortlich gewesen. Aufständische töteten im selben Zeitraum 227 Menschen. Dass mehr Zivilisten durch regierungstreue Truppen getötet wurden als durch Rebellen war erstmals seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2009 der Fall.

Laut Unama erfolgten die meisten Tötungen durch Luftangriffe oder Suchaktionen am Boden. Die von den USA unterstützten afghanischen Truppen schienen dabei in einem rechtsfreien Raum zu agieren, konstatiert der Bericht.

Seit US-Präsident Donald Trump im Jahr 2017 die Bombardierung von Positionen der Taliban durch US-Kampfflugzeuge erleichterte, erhöhte das US-Militär den Einsatztakt.

Selbstmordanschläge nehmen ab

Der jüngste Bericht zeigt jedoch auch, dass die Zahl der zivilen Opfer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt um 23 Prozent gesunken ist. Demnach dokumentierte Unama im ersten Quartal 1773 zivile Opfer, darunter 581 Tote und 1192 Verletzte. Das sind die niedrigsten Zahlen in den ersten drei Monaten seit 2013.

Grund für die niedrigeren Zahlen ist laut Unama vor allem der Rückgang an Selbstmordanschlägen. Ob dies am harten Winter liegt oder eine Strategie der Taliban während der laufenden Friedensgespräche ist, bleibt unklar.

Unama erfasst seit 2009 Daten zu zivilen Opfern im Afghanistankrieg. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl ziviler Opfer einen neuen Höchststand erreicht. 2018 wurden bei Anschlägen und Gefechten 3804 Zivilisten getötet und 7189 weitere verletzt. Das waren elf Prozent mehr als 2017. AFP/nd

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