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Schottischer Druck
Martin Ling über ein zweites Unabhängigkeitsreferendum
Aus britischer Sicht wäre es der Worst Case: Der Brexit als Beginn des endgültigen Verfalls des britischen Empires, angefangen mit der Abkehr Schottlands vom Vereinigten Königreich. Dieses Szenario ist durch die Erklärung der Regierungschefin Schottlands, Nicola Sturgeon, wahrscheinlicher geworden. Sie hat angekündigt, noch vor der nächsten Parlamentswahl in dem britischen Landesteil ein zweites Unabhängigkeitsreferendum abhalten zu wollen. Das verschärft den Druck auf London enorm, einen Ausweg aus dem Brexit zu suchen, denn die bekannt EU-zugeneigten Schotten dürften dieses Mal mehrheitlich für eine Unabhängigkeit stimmen.
Was Sturgeon zur Wahl stellen will, sind die Alternativen Brexit und »eine Zukunft für Schottland als unabhängige europäische Nation«. Als die Schotten 2014 über die Unabhängigkeit von Großbritannien abstimmten und sich mit 55 Prozent dagegen aussprachen, war noch keine Rede von einem etwaigen Brexit. Seit dieser pro forma beschlossene Sache ist und nur noch an der Umsetzung scheitert, hat sich die Grundlage für ein Unabhängigkeitsreferendum in Schottland massiv verändert. Allein dadurch haben die Schotten ein starkes Argument für ein neues Referendum, ganz ohne die Brexit-Wirren bei der Umsetzung. Vielleicht hilft der schottische Druck London durch die Hintertür aus der Klemme - über ein zweites, modifiziertes Brexit-Referendum.
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