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- 1.FC Magdeburg
In drei Jahren will Magdeburg wieder zweitklassig sein
Folge 146 der nd-Serie »Ostkurve«: Magdeburgs Manager Mario Kallnik über Gründe und Folgen des Abstiegs sowie den neuen Aufstiegsplan
Wie wie ist die Atmosphäre im Verein und im Umfeld? Der Abstieg ist sicher noch nicht verarbeitet.
Die Trauer über das Ausscheiden aus der zweiten Liga ist noch zu spüren. Allerdings hat uns das Thema nicht erst seit Sonntag beschäftigt. Wir waren die gesamte Saison vom Abstieg bedroht. Spätestens nach dem Spiel vor zwei Wochen in Bochum, als wir den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand hatten, begann eine realistische Auseinandersetzung mit dem Thema.
An diesem Sonntag steht für den FCM gegen Köln die vorerst letzte Zweitligapartie an. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Heimspiel?
Für uns ist es wichtig, die Liga mit einem positiven Bild von unserem Verein zu verlassen. Unsere Fans haben die Mannschaft die gesamte Saison trotz vieler sportlicher Rückschläge leidenschaftlich unterstützt. Das war einfach großartig.
Was war entscheidend für den Abstieg?
Da ist einiges zusammengekommen, mitentscheidend war unsere Transferbilanz. Wir haben im Sommer neun Spieler verpflichtet, davon waren aber nur vier zweitligatauglich. Das sind Tobias Müller, Aleksandar Ignjovski, Rico Preißinger und Marius Bülter. Mit dem Trainerwechsel im November haben wir auch unseren Transferprozess verändert. In der Winterpause haben wir noch mal vier Spieler verpflichtet - mit einer besseren Quote. Bis auf Steven Lewerenz, der verletzungsbedingt nie zu seiner Form fand, haben drei überzeugt. Für diese Saison haben wir also eine positive Transferquote von 54 Prozent. In unserer Aufstiegssaison lagen wir bei 50 Prozent. Verheerend für uns in diesem Jahr war, dass nur einer von vier neu verpflichteten Offensivspielern wirklich überzeugen konnte und viele Spieler des Aufstiegsteams nicht an ihre Leistung anknüpfen konnten.
Elf von 13 Neuzugängen kamen ablösefrei. Wurde vielleicht zu wenig in die Mannschaft investiert?
Es ist kein einziger Transfer am Geld gescheitert. Wir haben in beiden Wechselperioden alle Spieler bekommen, die wir auch wollten. Im Winter konnten wir Spieler verpflichten, die ein halbes Jahr zuvor zu uns als Aufsteiger nicht gekommen wären. Ich denke, wir haben unseren Aufstiegskader leistungsfähiger eingeschätzt, als er es dann gezeigt hat. Viel schwerer wiegt, dass die Mannschaft vor allem am Saisonanfang keinerlei positive Attribute eines Aufsteigers aufgezeigt hat. Mit Teamgeist, Leidenschaft, Mut und Entschlossenheit hätte man individuelle Nachteile zumindest bis zum Winter kompensieren können.
Der 1. FC Magdeburg ist zusammen mit Paderborn aufgestiegen. Während der SC Paderborn am Sonntag noch um den direkten Aufstieg in die erste Liga spielt, ist der FCM schon wieder abgestiegen. Warum ist der Unterschied so groß?
Paderborn hatte den erfolgreicheren Spielstil für die zweite Liga. Sie haben nur geringfügig weniger Gegentreffer als wir, aber mehr als doppelt so viele Tore geschossen. Die Lösung bei Paderborn lag auch in der dritten Liga bereits in der Offensive. Unsere bis zum Aufstieg erfolgreiche, defensiv orientierte Spielweise war in der zweiten Liga mangels Euphorie und individueller Qualität nicht mehr erfolgreich.
Ist der Wechsel von Aufstiegstrainer Jens Härtel zu Michael Oenning auch rückblickend noch die richtige Entscheidung?
Wir hatten im November neun Punkte aus 13 Spielen. Aus vielen Spielern eine Einheit mit Teamgeist zu formen, dafür ist ein Trainerteam verantwortlich. Die Mannschaft aber war zu diesem Zeitpunkt gespalten, in alte und neue Spieler. Mit dem offensiveren Spielstil von Michael Oenning holten wir aus den ersten fünf Partien im Jahr 2019 elf Punkte. Danach fielen regelmäßig wichtige Spieler verletzungsbedingt aus. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir keine Konstanz mehr auf dem Platz und somit keine konstant guten Ergebnisse mehr. Als Fazit bleibt, wir haben unser Saisonziel verfehlt. Mir ist es nicht gelungen, den Trainer zu verpflichten, welcher mit der Mannschaft den Klassenerhalt erreicht.
Nimmt der FCM auch Positives aus seinem ersten Zweitligajahr mit?
Ja. Wirtschaftlich haben wir ein sehr gutes Ergebnis erzielt, dass unseren Verein nachhaltig tragen wird. Wir planen die kommende Drittligasaison mit einem Gesamtetat von 10,1 Millionen Euro. Im Aufstiegsjahr war es noch eine Million weniger. Das zeigt, dass sich der Verein konstant weiterentwickelt hat. Zusätzlich haben wir alle Erfahrungen gesammelt, die uns jetzt und im Falle eines erneuten Aufstiegs helfen werden. Aufgrund unserer wirtschaftlich guten Substanz planen wir, keinen unter Vertrag stehenden Spieler abzugeben, mit dem wir selbst sportlich planen. Es gibt konkrete Anfragen für einige Spieler, wir sind aber in einer Position, dass wir erst über einen Transfer nachdenken, wenn attraktive Ablösesummen geboten werden und der Spieler für uns sportlich ersetzbar ist.
Direkt nach dem feststehenden Abstieg sagten Sie, dass der direkte Wiederaufstieg nicht das Ziel sei. Bei diesen guten Voraussetzungen: Warum nicht?
Dafür sprechen viele Gründe, zuerst die Vernunft. Natürlich denken wir erfolgsorientiert, aber wir kennen die Realität sehr gut. Wir könnten mit dem Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs alles aus dem guten wirtschaftlichen Ergebnis raus hauen. Aber das wäre unrealistisch und nicht seriös. Wohin das führt, weiß man in Magdeburg noch allzu gut. Deshalb haben wir uns für einen sportlichen Neuanfang mit einem soliden Fundament entschieden. Für die neue Saison haben wir aktuell fünfzehn Spieler unter Vertrag. Viele Spieler werden uns verlassen, damit endet eine Ära beim FCM. Ebenso werden wir uns auf der Trainerposition neu aufstellen. Ziel ist es, dass wir uns im ersten Jahr in der dritten Liga etablieren und uns kontinuierlich entwickeln, mit dem Ziel in drei Jahren wieder in der zweiten Liga zu sein. Dafür ist es wichtig, unseren Weg der wirtschaftlichen Vernunft und der Nachhaltigkeit weiterzugehen.
Hat der Abstieg neben dem Sportlichen noch andere negative Folgen für den Klub?
Nein. Im Sommer haben wir uns bewusst dafür entschieden, im ersten Zweitligajahr im strukturellen und administrativen keine großen Veränderungen anzugehen. Bevor wir diese Bereiche ausbauen, wollten wir uns etablieren. Diese Entscheidung ist aber kein Grund für das Verfehlen des Saisonziels, vielmehr hilft sie uns jetzt enorm, denn wir müssen keinen einzigen Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen kündigen. Wären wir nicht abgestiegen, hätten wir unsere Planungen zur Weiterentwicklung jetzt umgesetzt, wie beispielsweise Personalstellen zu erweitern oder den Neubau eines Trainingskomplexes anzugehen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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