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Airbnb in die Suppe spucken
Claudia Krieg hat noch nie eine Airbnb-Wohnung gebucht
Eine Badewanne hätte ich auch gern. Doch. Ich reise auch gern. Manchmal schaue ich mir auf dem Airbnb-Portal Wohnungen an den Orten an, die ich gern einmal besuchen möchte. Viele gefallen mir. Einige sehen aus wie die, in der ich wohne - nur dass es in der eben leider keine Badewanne gibt. Ich habe noch nie selbst eine Ferienwohnung gebucht, die auf Airbnb angeboten wurde, aber einmal in einer geschlafen. Und ehrlich, es war mir so komisch dabei, dass ich es danach nie wieder in Erwägung gezogen habe. Dafür kenne ich sehr viele Menschen, die ihre Urlaubsunterkünfte gar nicht mehr anders auswählen.
Es mag dafür eine ganze Reihe von Gründen geben. Viele Menschen mögen keine Hotels oder Hostels, Pensionen, und schon gar keine Campingplätze oder Jugendherbergen. Viele haben nicht so richtig viel Geld, wollen sich aber ihren Wunsch nach der sogenannten Individualreise in aufregende Metropolen oder Länder, deren Tourismussystem man noch weniger versteht als die Sprache, trotzdem erfüllen.
Vielleicht erleichtert ihnen die Art, wie auf Airbnb Unterkünfte angeboten werden, ihre Entscheidung - und es ist genau das, was mir so tiefes Unbehagen bereitet: Der Eindruck, dass alles so persönlich, so nett, so individuell, einfach genau so angeboten wird, dass der Mensch, der sich hier für eine begrenzte Zeit eine Unterkunft kauft, ein Stück weit wähnt, dass er als Person gemeint wäre. Der Eindruck, dass man in einer Wohnung übernachtet, die einen ein wenig an zu Hause erinnert oder ein wenig der Wohnung ähnelt, in der man selber gerne leben möchte (Stichwort Badewanne!).
Machen wir uns nichts vor: Hinter Airbnb-Angeboten steht selten ein Mensch, der hier während seines eigenen Urlaubs ein Zimmer seiner Wohnung (und seine Badewanne) untervermietet. Airbnb ist ein kapitalistisches Geschäftsmodell und als solches hat es in Berlin nichts verloren.
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