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Australiens vergessene Debatte
Philip Malzahn über Pressefreiheit, Klimawandel und Kriegsverbrechen
Australische Soldaten sollen in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen haben, wie etwa das Töten von Zivilisten. Das erfährt man aus der 2017 vom öffentlich-rechtlichen Sender ABC ausgestrahlten Investigativreportage »Die Afghanistan-Akten«. Des öfteren wurde probiert, diese Kriegsverbrechen zu vertuschen. Statt beispielsweise die Erschießung eines Vaters und seines Sohns, die sie für Talibankämpfer gehalten hatten, zu melden, legten Soldaten angeblich ein paar Geldscheine zu den Leichen, um eine Konfrontation mit den Dorfbewohnern zu vermeiden.
Als Reaktion darauf hat die australische Polizei am Mittwoch das Redaktionsgebäude von ABC durchsucht und damit eine hitzige Debatte auf dem Inselstaat ausgelöst - leider »nur« über die Pressefreiheit. Dabei hängen die Vorgänge mit einem anderen wichtigen Thema zusammen, über das man eher wenig redet: die eigene Außenpolitik. Seit Jahrzehnten partizipiert Australien an den Kriegen der USA: von Vietnam über den Golfkrieg bis zu Afghanistan. Doch auch im vergangenen Wahlkampf war das Thema unterrepräsentiert. Dabei bräuchte man nicht wirklich eine Armee - die Landesgrenzen sind höchstens von Klimawandel bedroht. Die Frage »Was machen unsere Soldaten da eigentlich?« wird so gut wie nie gestellt. Die Ereignisse dieser Woche wären eine großartige Gelegenheit dafür.
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