Trump zieht Luftangriffsbefehl zurück

Konflikt zwischen USA und Iran spitzt sich nach Drohnenabschuss zu

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. US-Präsident Donald Trump hat nach einem Bericht der »New York Times« Luftangriffe auf den Iran gebilligt, diese dann aber in der Nacht zum Freitag abrupt gestoppt. Über die Entscheidungen sei heftig diskutiert worden. Die Militäraktion sollte laut dem Bericht eine Vergeltung für den Abschuss einer amerikanischen Aufklärungsdrohne durch den Iran sein.

Der Angriff sei bereits im Anfangsstadium gewesen, als er abgeblasen worden sei, schrieb das Blatt am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsbeamten, der nicht namentlich genannt werden wollte. Flugzeuge seien bereits in der Luft und Schiffe in Position gewesen, es sei aber nicht geschossen worden.

Etwa zeitgleich verhängte die US-Luftfahrtbehörde FAA ein Flugverbot für in den USA registrierte Flugzeuge über Teile des Krisengebietes. Flüge über dem Persischen Golf und dem Golf von Oman seien bis auf Weiteres nicht mehr erlaubt, teilte die FAA via Twitter mit. Erhöhte Militärtätigkeit und zunehmende politische Spannungen könnten Verkehrsflugzeuge einem Risiko aussetzen. Die Anordnung gilt für alle in den USA angemeldeten Fluggesellschaften.

Weshalb Trump die eingeleiteten Luftangriffe abgebrochen habe, sei zunächst nicht bekannt, schrieb die »New York Times«. Es habe zunächst heftige Diskussionen im Weißen Haus zwischen dem Präsidenten, seinen höchsten Sicherheitsberatern und Kongressspitzen gegeben. Unklar sei, ob die Angriffe auf ausgewählte iranische Ziele nur verschoben worden seien. Erwartet worden seien die Luftschläge am Donnerstagabend, berichtete die »New York Times«.

Das Blatt beruft sich auf Informationen von mehreren hochrangigen Regierungsbeamten, die entweder an den Diskussionen teilgenommen hätten oder darüber informiert worden seien. Weder das Weiße Haus noch das Pentagon wollten die Angriffspläne in der »New York Times« kommentierten. Es habe aber keine Bemühungen gegeben, die Veröffentlichung des Artikel zurückzuhalten, hieß es.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich in der Nacht zum Donnerstag dramatisch zugespitzt, nachdem der Iran eine amerikanischen Aufklärungsdrohne abgeschossen hatte. Die USA behaupten, das unbemannte Flugzeug sei über internationalen Gewässern getroffen worden. Der Iran legte nach eigener Darstellung Beweise dafür vor, dass die Drohne über iranischem Hoheitsgebiet flog. Es geht offenbar um wenige Kilometer.

US-Präsident Trump sagte am Donnerstag mit Blick auf den Iran: »Sie haben einen sehr schweren Fehler gemacht.« Es sei »wissenschaftlich dokumentiert«, dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei. Der iranische Außenminister Jawad Sarif schrieb dagegen auf Twitter, man werde den Fall vor die Vereinten Nationen bringen »und zeigen, dass die Vereinigten Staaten lügen«. Nach Angaben des US-Zentralkommandos Centcom, das die Truppen im Nahen Osten führt, wurde die Drohne des Typs RQ-4A »Global Hawk« über der Straße von Hormus von einer iranischen Luftabwehrrakete getroffen.

Trump hatte zunächst offengelassen, wie die USA reagieren werden. »Das werden Sie bald herausfinden«, hatte Trump Journalisten im Weißen Haus gesagt. In der Vergangenheit hatte Trump wie die iranische Führung betont, keinen Krieg zu wollen.

Seit Monaten nehmen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran zu. Erst am Montag hatte das Pentagon angekündigt, weitere 1000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken, um US-Truppen und Interessen der USA in der Region zu schützen. Der Iran hatte am Montag angekündigt, ab Donnerstag kommender Woche eine im internationalen Atomabkommen mit dem Land festgelegte Obergrenze für Vorräte mit niedrig angereichertem Uran zu überschreiten. Die iranisch-amerikanische Krise hatte sich nach dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran im vergangenen Jahr zugespitzt. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal