Von der Straße nach ganz oben

Philip Malzahn über den Erfolg des sudanesischen Volkes

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

In Sudan haben die Menschen ein halbes Jahr lang demonstriert. Dafür wurden sie diffamiert, getötet und vergewaltigt, doch aufgegeben haben sie nicht. Die Menschen, angeführt durch ein breites Bündnis von Parteien, Gewerkschaften, Berufsverbänden und Stammesvertretern blieben friedlich, selbst als es danach aussah, dass sie lediglich ihren langjährigen Diktator durch eine Militärdiktatur ersetzt hatten. Am Freitag kam dann die lang ersehnte Erfolgsmeldung: Drei Jahre bis zur Demokratie - Militär und Opposition einigen sich auf Übergangsregierung.

Man muss der Zivilgesellschaft dafür gratulieren, gleichzeitig ist Vorsicht geboten: Die gleiche Erfolgsmeldung wurde nämlich schon im Mai verkündet. Ein paar Wochen später massakrierte das scheinbar demokratiewillige Militär über 100 Demonstranten. Das größte Oppositionsbündnis forderte damals vom Westen eine klare Stellungnahme und Konsequenzen für den Verantwortlichen: General Mohamed Hamdan Dagalo, alias »Hemeti«. Dieser soll auch jetzt ein Protagonist der neu beschlossenen Übergangsregierung werden. Man darf trotz allen Erfolgsmeldungen eben nie vergessen: Die politische Situation in Sudan ist extrem fragil. Selbst wenn mächtige Generäle wie »Hemeti« gelegentlich Zugeständnisse machen, entwaffnet sind sie längst nicht. Doch das macht den jetzigen Erfolg der Bevölkerung nicht weniger bewundernswert, im Gegenteil. Das Volk hat durch friedlichen Protest seinen Diktator gestürzt und das Militär an den Verhandlungstisch gezerrt, auch ganz ohne den Westen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal