Der Borkenkäfer frisst die Preise auf

Derzeit gibt es viel Holz auf dem Markt - was die Erlöse drückt. Mit Auswirkungen auch auf Thüringen

  • Sebastian Haak, Erfurt
  • Lesedauer: 3 Min.

Dem Thüringer Forst droht in den nächsten Monaten die Insolvenz. In einem Papier der Landesforstanstalt, das »nd« vorliegt, warnt das halbstaatliche Unternehmen davor, dass die vielen, seit Ende 2017 andauernden Probleme im Wald dazu führten, dass der Forst im November oder Dezember seine finanzielle Leistungsgrenze erreicht haben wird. Bisher habe »ThüringenForst« unter anderem die immer geringer werdenden Erlöse beim Verkauf von Holz noch durch Geld zum Beispiel aus der Unternehmensrücklage kompensieren können, heißt es in dem Papier. »Diese Kompensationsmöglichkeiten werden durch die langanhaltende Dauer der Krise am Ende des Jahres erschöpft sein.«

Das Papier ist als Entwurf gekennzeichnet, so dass sich einzelne Angaben darin in den nächsten Tagen und Wochen noch verändern können. Doch an der Grundaussage des Dokuments dürfte es keine Änderung mehr geben; vor allem deshalb nicht, weil mehrere Personen aus der Landesverwaltung die Authentizität des Papiers bestätigt haben und erklärten, das darin beschriebene Problem werde inzwischen intensiv innerhalb des Forsts und der Landesregierung diskutiert.

Das Papier gibt eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie groß die Finanzlücke Ende 2019 wahrscheinlich sein wird. So heißt es dort, infolge der stark gesunkenen Holzpreise sei beim Verkauf dieses Rohstoffs mit einer »Fehlsumme« von etwa 15 Millionen Euro gegenüber den Planungen für das laufende Jahr zu rechnen. Die Folge: »ThüringenForst wird bis Ende 2020 einen im Staatsforstbetrieb verursachten Liquiditätsbedarf von bis zu 20 Millionen aufweisen.« Solle der reguläre Betrieb des Forsts aufrecht erhalten werden und die Wiederaufforstung der Wälder in Thüringen im Jahr 2021 »in vollem notwendigen Umfang« erfolgen, könne der Fehlbetrag beim Forst um weitere 30 Millionen Euro auf dann 50 Millionen Euro steigen.

Weil weite Teile der Wälder in Thüringen ebenso wie in ganz Deutschland seit 2017 durch Stürme, Trockenheit und den Borkenkäfer stark beschädigt worden sind, ist zuletzt ungewöhnlich viel Holz aus den Wäldern heraus geholt worden. Das hat zu einem starken Anstieg des Holzangebots geführt, so dass die Holzpreise deutlich gesunken sind. So ist nach Daten des Forsts der Durchschnittspreis etwa für Fichtenholz zwischen Juni 2017 bis heute um etwa 30 Prozent gefallen. Der Verkauf von Holz ist aber die wichtigste Einnahmequelle für den Forst.

Dass der Thüringer Landesforst tatsächlich Insolvenz anmelden muss, gilt trotz dieser düsteren Prognose allerdings als nahezu ausgeschlossen. Die Forstmitarbeiter werden auch nach Ende 2019 ihre Löhne und Gehälter weiter erhalten. Das Unternehmen ist als Anstalt des öffentlichen Rechts organisiert, so dass im Fall der Fälle der Freistaat für dessen Verbindlichkeiten aufkommt. In der Landesregierung wird deshalb nicht überlegt ob, sondern wie zusätzliches Geld vom Land zum Forst fließen kann. »Es wird einen Liquiditätsengpass geben und den müssen wir ausgleichen«, sagte Thüringens Forstministerin Birgit Keller (LINKE).

In dem Forst-Papier sind zudem zahlreiche Einzelmaßnahmen aufgelistet, mit denen der Forst gegen den Borkenkäfer vorgehen will.

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