Kein Recht auf Verdrängung

Claudia Krieg über Solidarität gegen Mieterhöhung

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 1 Min.

Manche wollen nicht schlecht dastehen, manchen ist es einfach egal. Immobilienbesitzer, die die Mieten so erhöhen, dass Menschen ihre Wohnung, ihren Laden, ihre Existenz und vielleicht sogar ein Stück ihrer Identität verlieren, wissen, dass sie damit im Recht sind. Das lässt sie über einen möglichen Moment des Zweifelns an ihrem Tun erhaben sein. Druck auf Menschen auszuüben, die Angst vor Verlust haben, ist leicht: »Schau her, hier sind zehn andere, die würden den doppelten Preis doch zahlen.« Die Drohgebärde wirkt, viele unterschreiben neue Mietverträge und ruinieren sich dann finanziell.

Die meisten kleinen Läden verschwinden sang- und klanglos. Aber nicht alle. Die Art der Solidarität, wie sie den Betreibern des Spätis in der Oranienstraße 35 zuteil wurde, weil sie nicht geschwiegen, sondern sich gewehrt haben, ist glücklicherweise zum festen Bestandteil von Kiezstrukturen in von Verdrängung betroffenen Berliner Stadtteilen geworden. Man kann nur hoffen, dass sich immer mehr Menschen der »Gier«, wie Canan Bayram es nennt, entgegenstellen. Das hilft gegen die Angst, solange das Recht auf Verdrängung vor das Recht auf Sozial- und Gemeinwesen gestellt bleibt.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -